Freitag, 14. Oktober 2011

Lea und Octavia außnahmsweise in Mysore :-)

„You want to go to Mysore for Dasara?“ “Yes of course!” “Okay, no problem, we’ll arrange!” Und weil hier sowieso alles “No problem” ist, sitzen wir einige Wochen später in einem Bus mit offenen Fenstern und offenen Türen der uns auf einer 9-stündigen Fahrt nach Mysore befördert.

Mysore ist eine Stadt im Süden Karnatakas die besonders bekannt ist wegen ihres Palastes und wegen dem Dasara-Festival- ein 9 tägiges Festival zu ehren der Göttin Durga. Die Durchschnittgeschwindigkeit unsere Fahrt beträgt wohl so etwa 25 km/h und die Fahrt wird zum fröhlichen „Schlagloch-Schaukeln“. Nichtsdestotrotz ist es eine wunderschöne Strecke und so fährt der Bus vorbei an Bananen-Plantages, Reisfeldern und durch einen nicht enden wollenden Dschungel. Wir halten in kleinen Dörfern und Bergstädtchen, haben atemberaubende Aussicht über die Berge und es ist wohl das erste Mal, dass wir eine so lange Busfahrt genießen!

Mit 2 Stunden Verspätung erreichen wir Mysore und sind erst mal ziemlich überfordert. Den Pfarrer anrufen bei dem wir übernachten sollen („sofort wenn ihr da seid!“) Dummerweise haben unsere indischen Handys wohl keine Lust mit dem Pfarrer zu kommunizieren und so ertönt am anderen Ende der Leitung fröhliche indische Musik…irgendwann klappt es dann doch und wir drücken einem nahestehendem Polizisten das Handy in die Hand damit er erklären kann wo wir uns befinden.
Völlig erschöpft werden wir mit dem Jeep in unsere Bleibe gebracht und bekommen zu unserem Erstaunen Essen, dass dem deutschen erstaunlich ähnlich sieht… da endet der Vergleich aber auch, denn es schmeckt werden deutsch noch indisch…irgendwie undefinierbar und nach Ketchup. Die Pfarrer sind dafür unheimlich nett und erzählen uns aus ihrem Leben. Der ältere Pfarrer ist ein entfernter Verwandter unsere Direktorin Miss Hilda (d.h. er kommt aus dem gleiche Dorf, somit wird eine Verwandtschaft irgendwie vorausgesetzt) und ein sehr herzlicher Mensch der die letzten 5 Jahre in Chicago verbracht hat. Nachdem wir zum ersten Mal indisch geduscht haben (ein Eimer Wasser und ein Litermaß stehen zur Verfügung) fallen wir in die Betten.
Am nächsten Morgen machen wir die Bekanntschaft von Priyanka, einer 21-jährigen Wirtschaftswissenschaften-Studentin aus Mysore, die der Pfarrer aus der Kirche kennt. Sie verbringt den Tag mit uns und wir machen eine Mammut-Sightseeing-Bustour. Das bedeutet wir sind eine Art Reisegruppe die 12 Stunden lang durch die Stadt gefahren wird und immer wieder aus dem Bus gescheucht wird um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Ein bisschen geschockt sind wir, als der Busfahrer von jedem 100 Rupees einsammelt, von uns aber 450 Rupees verlangt- „ihr seid Weiße, ihr müsst überall mehr Eintritt zahlen.“ – nehmen diese Absonderlichkeit aber hin und so fahren wir mit unserer lustigen Gesellschaft durch die Stadt. Wir besichtigen einen kleinen Palast, der zu einer Kunst-Galerie umgewandelt wurde, gehen in den Zoo, fahren den Berg hinauf zu einem wunderschönen Tempel der umsäumt ist von endlosen Verkaufsständen und Attraktionen. Mysore ist bekannt für Sandelholz-Produkte und so kann man überall kleine Schachteln, Cremes und Spielzeug aus selbigem erwerben.




Mit unserer weißen Haut fallen wir inmitten der Inder doch sehr auf und die Verkäufer wollen uns das ein ums andere Mal übers Ohr hauen. Lea handelt jedoch so fabelhaft, dass wir vor dem Palast mit 2 neuen Schachteln stehen die wir zu einem Spottpreis erworben haben.
Lea beim Handeln :-)

Fasziniert von ihren Fähigkeiten und stolz betreten wir den Palast und sind begeistert! Der Palast von Mysore sieht aus als sei er direkt tausendundeiner Nacht entsprungen und ist so märchenhaft schön, dass man sich wie verzaubert fühlt! Menschenmassen drängen sich vorbei an den Stuckbesetzten Decken, den Glasfenstern in Pfauen-Optik und den wunderschönen Kacheln und Schnitzereien an den Wänden.
Als wir an einer Art Sandfeld vorbei kommen und fragen was das sei erklärt uns Priyanka, dass sich zu Ehren des Dasara-Festivals 2 Menschen so lange die Köpfe einschlagen bis Blut fließt, denn das sei ein Zeichen, dass ihre Gebete erhört werden… manchmal kann man in Indien eben nur den Kopf schütteln!
Am Abend fahren wir hinaus aus der Stadt an den größten Staudamm Karnatakas der einen Streit zwischen Tamil Nadu (dem nebenliegenden Bundesstaat) und Karnataka ausgelöst hat, da die „Karnatakaner“ das Wasser aus dem Fluss bei sich sammeln und so fast nichts mehr nach Tamil Nadu gelangt. An dem Staudamm finden sich die „Dancing Fountains“ eine Lichtershow mit Musik, die wir uns anschauen um dann noch ein bisschen entspannt im Park zu sitzen um mit Priyanka zu plaudern. Wir fragen sie nach der indischen Art seine Kinder zu verheiraten- die Eltern suchen den Mann für ihre Tochter aus- und sie sagt, dass sie das für die beste Art hält zu heiraten, weil eine junge Frau niemals reif genug sei um für sich selbst einen Ehemann herauszusuchen. Für uns ist das schwer zu verstehen aber sie kann unsere Art einen Lebenspartner zu finden ebenso wenig nachvollziehen.

Am nächsten Tag besehen wir uns die „big parade“ ,den Abschlussumzug des Dasara-Festivals. 3 Stunden vorher setzen wir uns an die Straße und warten. Um uns herum wird es immer voller- hinter uns sitzen unzählige in Burkas gekleidete Frauen und vor uns eine lustige indische Familie. Sofort werden wir gefragt wo wir herkommen, was wir machen, wie lange wir schon da sind, ob es uns gefällt, wo wir wohnen usw. Popcorn und Erdnüsse werden uns angeboten und immer wieder telefonieren die Burka-Damen mit ihren Handys, wobei immer wieder das Wort „Germans“ fällt  Als die Parade dann endlich anfängt wird uns von allen Seiten gesagt, was wir fotografieren sollen und das Ergebnis muss dann von allen begutachtet werden. Ihr könnt euch den Umzug ein bisschen wie einen riesigen Fastnachts-Umzug vorstellen- nur eben auf indisch… vorne weg laufen riesige, wunderschön bemalte Elefanten, gefolgt von bunt gekleideten Tänzern und riesigen Wägen, Musik, Kühe die große Wägen ziehen und immer wieder Tänzer. Wir kommen aus dem Stauen und fotografieren gar nicht mehr heraus. Der Umzug endet mit dem goldenen Thron aus dem Palast, der von einem Elefanten getragen wird was von allen Seiten mit Begeisterungs-Rufen quittiert wird.




Am nächsten Morgen brechen wir dann auch schon wieder auf und sind glücklich den richtigen Bus in einem sehr sehr chaotischen Busbahnhof zu finden! Es ist ein schönes Gefühl wir „nach Hause“ nach Mangalore zukommen in unsere sichere kleine Höhle und wir sind erfüllt von diesen 4 schönen Tagen in denen wir das große, weite Indien wieder ein bisschen besser kennengelernt haben.

Octavia

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