Mittwoch, 12. Oktober 2011

Kinder, Geschichten und Dasara


Nun sind wir schon einen Monat in Mangalore und wir haben uns sehr gut eingelebt!
Unsere Sonntage im Children's Home sind jedesmal sehr schön! Wir haben mit den Kindern Masken gebastelt und Haargummis genäht, mit Kartoffeldruck bunte Schilder für die einzelnen Räume gestaltet, jede Menge Spiele gespielt und einige englische Lieder mit ihnen gesungen! Wir haben uns verschiedene Projekte angesehen und beginnen langsam die Zusammenhänge der vielfältigen Projekte zu verstehen.
Unsere Hauptaufgabe hier besteht darin Flyer und Faltblätter über die unterschiedlichen Projekte zu gestalten.


Wir haben neben dem Flyer für ChildFundIndia (Kinderpatenschaften) ein Faltblatt über die Entstehungsgeschichte Prajnas und einen weiteren über ein HIV-Projekt erstellt. Wir haben hier sehr vieles zu tun, worüber wir uns sehr freuen! Auch wenn wir schon bis spät am Abend vor unseren Computern saßen um Texte zu verfassen.
Wir haben damit begonnen die Lebensgeschichten der Frauen zu dokumentieren.
Uns wurde die Geschichte eines muslimischen Mädchens erzählt, deren Ehemann glaubte sie sei vom Teufel besessen, weshalb sie dazu gezwungen wurde verschiedene Tabletten zu nehmen. Der Mann war vierzehn Jahre älter als sie, ihre Schwiegereltern haben sie psychisch misshandelt. Oft sehen muslimische Frauen ihren Ehemann während der Hochzeit zum ersten Mal. Wir waren bei einem Gespräch mit einem siebzehnjährigen Mädchen dabei, die von ihren Eltern verheiratet wurde. Das Mädchen hat die Schule abgebrochen, da die Eltern glaubten der Mann sei sehr gebildet und habe viel Geld. Später stellte sich heraus, dass er gelogen hatte.
Eine zweite junge Frau kam heute zu Prajna. Sie redet leise, starrt ins Leere, ihr Gesicht war geschwollen. Sie war Haushaltshilfe in einer fremden Familie in Mangalore. Für ihre eigene Familie habe sie das getan, sie brauchten dringend Geld. In dem Hause, in welchem sie die Hausarbeit verrichtete wurde sie sehr schlecht behandelt. Bekam schließlich nichts mehr zu essen und keine Seife um ihre Kleidung zu waschen. Sie wollte mit dem Zug wieder zurück zu ihrer Familie fahren. Auf der Zugfahrt wurde sie von drei fremden Männern misshandelt. Man fand sie bewusstlos im Zug und brachte sie in ein Krankenhaus. Jetzt lebt sie im Short Stay Home, die drei Männer wurden angezeigt. Zu ihrer Familie zurück kann sie nicht, sonst wird der Fall fallen gelassen. Ein und halb Jahre werden die Verhandlungen dauern.
Die Geschichten sind oft unvorstellbar, das Verständins für Heirat unbegreiflich. Fragt man eine junge Frau danach, ob sie sich ihren Ehemann nicht selbst aussuchen möchte, merkt man schnell, dass sie darüber noch niemals nachgedacht hat.



Letzte Woche wurde hier in Karnataka "Dasara" gefeiert. Die ganze Stadt leuchtet während des Tempelfestes in allen erdenklichen Farben. Der Tempel schimmert in goldenem Licht. Neun Götterstatuen stellen die verschiedenen Erscheinungsformen der Göttin "Durga" dar. Andächtig meditieren Hindus vor dem silbernen Gesicht Shivas. Eine Inderin tanzt, die Glocken an ihren Füßen erklingen als Rhythmen. Buntbemalt sind die nackten Oberkörper der jungen Inder, in blauer und grüner Farbe, mit tierischen Mustern.


Wir sind von Indien immer wieder beeindruckt und fasziniert. Gleichzeitig erstaunt und entsetzt. Nicht selten verwundert, über all die Gegensätze hier. Wir lieben die starken, aufgeklärten Frauen bei Prajna und können eine Menge von ihnen lernen.
Grüße ins kalte Deutschland! Hier wird es jeden Tag wärmer.
Lea

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