Donnerstag, 1. Dezember 2011

Von Erlebnissen & Erkenntnissen...

Übernachten bei „unseren Kindern“

50 Mädchen leben in Marnamikatta, an den Bahngleisen Mangalores, in der „Fit Institution for Girls“. Für 53 Menschen sind die 6 Zimmer in unseren Augen doch etwas zu klein. Trotzdem scheinen die Kinder sich wohl zu fühlen- sie kennen es ja auch nicht anders.
Am Abend des 12. Novembers kommen noch einmal 40 Kinder aus dem Foster-Home hinzu. Die Kinder sind aufgeregt, denn morgen wird für sie der Children’s Day ausgerichtet, aber nicht von irgendwem, sondern von Infosys, der größten indischen Softwarefirma.

Inmitten der 90 Kinder sitzen Lea und ich und sind ein bisschen überwältigt von der Masse Mensch, aber es ist auch schön zu sehen, wie die Kinder sich freuen sich wiederzusehen und wie unsere Mädchen 20 mal „Here weg o with the big fat pony“, oder „Clowny“ spielen wollen, nur um den anderen zu zeigen, was für fabelhafte Spiele sie spielen.


Wir übernachten zum ersten Mal im Children’s Home, zum Entsetzen einiger PRAJNA Mitarbeiten („You can’t sleep there! They have no beds, you know?“).

Die meisten Kinder gehen früh ins Bett, aber 6 von ihnen sitzen mit uns in einem winzigen Raum.
Wir pusten Seifenblasen und packen die Ahoi-Brause aus und die Mädchen und wir sind wie los gelöst von unserem Alltag. Wir lachen und albern herum, es fühlt sich an, als würde man einen Abend mit Freunden verbringen. Neue Mehendis dürfen natürlich auch nicht fehlen an diesem Abend! Und nachdem wir noch einen Kannada-Song gelernt haben und unendlich viele Siefenblasen zerstört haben und so viel gelacht haben wie schon lange nicht mehr schlafen wir auf unserer Bast-Matte ein.



Nach einer kurzen, aber erstaunlich erholsamen Nacht stehen wir um 5.30 auf- keines der Kinder schläft um diese Zeit mehr- und machen uns fertig für unsere „Reise“ zu infosys. Natürlich werden wir von den Mädchen erst mal frisiert und gepudert, uns werden Ohrringe geliehen und Bindis ins Gesicht gezaubert.




Children’s day at Infosys

Die Mädchen sehen wunderschön glitzernd aus, alle in ihren „fancy-color-dresses“ und so machen wir uns auf in einem Bus, der theoretisch wahrscheinlich für halb so viele Menschen gedacht war.
Bei Infosys muss unser Bus erst mal durch ein riesiges Tor und dann fahren wir nochmal 5 Minuten durch das riesige Gelände. Merkwürdig ordentlich ist es hier, mit Gehwegen und geteerten Straßen und gemähtem Gras.

Der Children’s Day findet in der Mensa von Infosys statt. 2000 Kinder wurden dazu eingeladen- ¾ von ihnen sind Kinder von PRAJNA Projekten. Nach einem typisch indischen Frühstück, werden die Kinder ihren Altersgruppen nach geordnet und nehmen in endlosen Reihen vor der Bühne Platz. 200 Infosys-Mitarbeiter helfen an diesem Tag freiwillig mit und kümmern sich um die Kinder.


Nach der indischen Eröffnungszeremonie findet erst ein Gesangswettbewerb statt, an dem auch unsere Kinder teilnehmen sollten. Was wir jedoch nicht wussten war, dass jedes Hostel nur 2 Lieder vortragen darf und höchstens 8 Kinder auf die Bühne dürfen und, dass der Wettbewerb nur für Lieder auf Kannada gedacht ist. Da diese Informationen uns fehlten, hatten wir 3 Lieder auf Englisch mit zum Teil wesentlich mehr als 8 Kindern einstudiert…

Nach langem hin und her und blank liegenden Nerven dürfen unsere Mädchen dann doch singen und wir sing von Stolz erfüllt, als „I am sailing“ und „The lion sleeps tonight“ durch die große Halle tönen.


Auf den Gesangswettbewerb folgt- nach dem herrlichen Essen- ein Tanzwettbewerb, bei dem Lea und Ich „judges“ sind. Irgendwie hat man das Gefühl, jedes indische Kind hat Musik im Blut und man könnte stundenlang einfach nur da sitzen und die bunten Kostüme, die strahlenden Gesichter, die Tanzschritte und die Musik bestaunen.

Dem Tanzwettbewerb folgen Spiele- in der ganzen Halle sind Stände aufgebaut, wo die Kinder Dosenwerfen, Dart , „Doktor Bibber“ und endlose weitere Spiele spielen können. Die ganze Veranstaltung ist mehr oder weniger unindisch...zwar sind die Menschen Inder, aber alles andere ist doch sehr amerikanisch.

Wir fragen uns, wie es für die Kinder wohl ist, aus einer Welt zu kommen, in der sie nichts besitzen und dann für einen Tag in diesen Überschuss gefahren zu werden...Toiletten aus Marmor, auf Hochglanz polierte Räume, westlich aussehende Inder in Jeans und T-Shirt...
Ob sie so noch mehr wahrnehmen, dass sie nicht haben, oder ob sie es schön finden, diesen Reichtum zu sehen? Vielleicht reflektieren sie es gar nicht, aber manche von ihnen mögen an diesem Tag mit ihrem Leben gehadert haben.

Zum Schluss gibt es noch eine große Preisverleihung und die Mädchen, die den Tanzwettbewerb gewonnen haben kommen voller Begeisterung auf uns zu und bedanken sich strahlend.

Das Schrei-Konzert im Bus überleben wir dann auch und nachdem wir noch 4 Dankesbriefe an Infosys geschrieben haben sind wir völlig dankbar im Zug in Richtung Coimbatore sitzen zu dürfen und vergleichsweise Stille um uns zu haben.

Midtermworkshop im KKID- Wiedersehen unserer geliebten Mit-Freiwilligen

Morgens um 6.30 erreichen wir Coimbatore. Im KKID angelangt ist nicht viel Zeit zu verschnaufen, denn wir wollen ja unsere ganzen Freunde, an die wir in den vergangenen Monaten so oft gedacht haben, wiedersehen!

Erst mal sehen wir allerdings „nur“ Freiwillige anderer Organisationen die ebenfalls zum Workshop eingeladen wurden. Das ist zwar nett, aber wir brennen doch darauf, die KKS-Freiwilligen zu sehen und kaum haben wir sie getroffen, wir geredet geredet geredet. Es tut gut, sich mit Menschen austauschen zu können, die ähnliches erleben und die einen verstehen.

Das Programm im KKID wird somit eher zur Nebensache, denn das wichtigste ist wohl für uns alle uns auszutauschen über all das, was wir bis jetzt gesehen haben- Erschreckendes, Schönes, Wunderliches und allerhand Merkwürdiges. Selten haben wir Menschen eigentlich so wenig gekannt und trotzdem so eine tiefe Verbundenheit zu ihnen gespürt.

Es ist auch interessant von den Freiwilligen der anderen Organisationen zu hören, deren weltwärts-Einsatz so völlig anders ist als der unsere.

Gemeinsam besuchen wir, wie auch schon beim ersten Seminar, ein kleines Dorf in dem Bergen und haben eine „Interaktion“ mit den Dorfbewohnern, machen Mittagspause unter einen riesigen Baum und wir „Städter“ genießen es mal wieder Ruhe und Natur um uns zu haben.


Die Tage sind geprägt von Austausch und fliegen nur so dahin. Das erste Mal, richtig Durchatmen und reflektieren nach 2 Monaten…uns fällt auf, dass wir uns in den vergangenen Wochen doch ein bisschen übernommen haben und auch wenn wir es sehr genossen haben zu endlosen Hochzeiten und Feiern zu gehen und Zeit mit den Kindern zu verbringen, Englisch-Nachhilfe zu geben, Flyer zu erstellen, Briefe zu schrieben und zu korrigieren, so war es doch ein bisschen viel.

Mit dieser Erkenntnis fahren wir zurück nach Mangalore wo wir versuchen wollen, unsere Wochen im chaotischen Indien ein bisschen mehr zu strukturieren und uns bewusst mehr Zeit zu nehmen um zu reflektieren.
…wir sind gespannt wie uns das gelingt…

Wir senden euch Wärme ins kalte Deutschland!


Octavia

Freitag, 11. November 2011

Eindrücke über Eindrücke!

Wir begleiteten die Sozialarbeiterinnen der Selbsthilfegruppen nach Karwar. Nach einer zehnstündigen Busfahrt dauerte das Treffen am Zielort schließlich etwa zwei Stunden. Doch der Tag war großartig, die Fahrt durch den Dschungel ein Erlebnis!

Wir haben Affen, Reisfelder und urige Dörfer gesehen. Wir tanzten mit den Frauen zu „Hare Krishna Hare Ram“ in dem Mittelgang des schaukelnden Busses, bei jedem Schlagloch brachen wir lachend zusammen, die Sitzenden klatschen. Die Inderinnen summten indische Lieder und wir hörten ihnen gerne dabei zu. Um sechs Uhr hielten wir plötzlich, die Sonne ging gerade auf. Schnell stiegen wir aus dem Bus aus und standen vor einem riesigen Tempel am Strand Murudeshwars. Es ertönte der Gong zur Pooja, Divya nahm unsere Hand, lachte uns ins Gesicht und deutet uns an dass wir ihr folgen sollten.


Wir liefen durch den Eingang, an den steinernen Elefanten vorbei und rannten die Treppenstufen hinauf. Die Statue Shivas thront auf dem Hügel, plötzlich nahmen wir sie wahr. Unwirklich erschien uns die gewaltige Gestalt des Gottes, wir staunten, waren tief fasziniert, von der Größe der Statue geblendet. Starrten gebannt auf den Gott im Lotussitz. Der Augenblick dauerte nicht lange, die Inderin betete hektisch, wir liefen den Hügel hinunter, am Fuße des Hügels ruhte Nandi, das Reittier Shivas. Wir rannten zum Strand, sahen den Inderinnen zu wie sie mit ihren bunten Gewändern in den reißenden Wellen standen.

Wir haben begonnen im Short Stay Home zu arbeiten, bis zu drei Jahren können misshandelte Frauen hier leben. Das Short Stay Home ist leer und trist, die Frauen sitzen auf dem Boden, starren an die Wand und schweigen. Ab und zu schreit ein Kind. Sie sprechen bloß Kannada, verständigen können wir uns kaum mit ihnen. Die Frauen sind völlig leer, die wenigsten von ihnen können einfache Blumen zeichnen. Der Arm der einen Frau ist verbrannt, sie kann ihren Saree nicht richtig tragen, der Stoff würde wohl mit der sich zurück bildenden Haut verwachsen.
Wir werden mit den Frauen einmal die Woche basteln, damit sie sich etwas beschäftigen können. Wir haben Karten mit ihnen bestickt. Traurig und erschrocken realisierten wir am späteren Abend wo wir den Tag über gewesen sind und brauchten lange um uns über das Gesehene bewusst zu werden. Hilda erzählte uns die Geschichten einiger Frauen, erzählte uns, dass viele Frauen das Haus nicht verlassen dürfen. Wir sind schockiert, schwer fällt es uns all die Schicksale zu begreifen. Gleichzeitig möchten wir mehr über die Frauen erfahren, das Short Stay Home kennen und verstehen lernen. Die Gespräche mit Hilda sind sehr emotional, wir können mit ihr diskutieren und gemeinsam weinen. Zusammen lachen können wir ohnehin sehr viel.
Auch ihre eigene Lebensgeschichte hat sie uns erzählt. Hilda stammt selbst aus sehr armen Verhältnissen, ihre Eltern und sie selbst wurden lange Zeit diskriminiert, diskriminiert weil sie den Armen und Kranken helfen wollten, wegen ihrer Herkunft, ihrer Familie und ihrer Religion. Wir sind sehr berührt von ihren Erzählungen.

Als wir in derselben Woche zu einer Hochzeit der „Super-Rich-People“ eingeladen wurden, waren wir erschüttert. Die Menschen feierten wie in Amerika, trugen kurze Cocktailkleider, hörten westliche Musik und tanzten im Paartanz. In Gedanken noch im Short Stay Home ist diese Partygesellschaft kaum zu ertragen. Die Gäste wurden uns als Doktoren vorgestellt und erzählen von ihrem neuen BMW und dem bestellten Porsche, ihre Kinder spielten mit iPhones. Die geladenen Gäste studierten in Dubai oder in Amerika. Die Gegensätze zwischen den gesellschaftlichen Klassen hier in Indien sind pervers!
Das Horoskop steht gerade gut, im Moment heiraten viele Menschen, so wurden wir gleich zu zwei hinduistischen Hochzeiten eingeladen!
Freunde von Hilda begleiten uns auf eine Hochzeit von Verwandten. Das Brautpaar saß auf einer aufwendig geschmückten Bühne, Braut und Bräutigam waren wahnsinnig schön gekleidet! Die Zeremonie war sehr eindrucksvoll, auch wenn die zahlreichen Fotographen und Kameramänner die Sicht auf das Brautpaar völlig blockierten. Es waren mehrere hundert Gäste geladen, jeder von ihnen wurde uns als Schwester oder Cousin vorgestellt. In Indien sind alle Menschen Cousins! Selten hatten wir so gutes Essen gegessen, auch wenn das Mahl etwa zehn Minuten dauert, die nächsten Gäste standen schon wartend hinter den Stühlen. Auch auf der Hochzeit einer Sozialarbeiterin von PRAJNA waren wir eingeladen. Das ganze Personal der Organisation besuchte die Hochzeit, obwohl es dabei vordergründig um das Essen und das Foto ging und wir nach einer halben Stunde wieder mit den Frauen zurück fuhren.

In der letzten Woche haben wir an einer Broschüre über das Projekt der Karl-Kübel-Stiftung bei PRAJNA gearbeitet. Das Projekt bietet Programme für Frauen und Kinder in den Dörfern rund um Mangalore an. Es gibt „Child-Right-Clubs“ an Schulen und Kinderparlamente in den Dörfern, an wechselnden Orten werden Gesundheitscamps veranstaltet und es gibt verschiedene Aufklärungsprojekte. In Selbsthilfegruppen können Frauen lernen sich eine eigene ökonomische Grundlage aufzubauen. Sie verwalten ihre Ersparnisse und entscheiden gemeinsam über Ausgaben. Außerdem gibt es kulturelle Programme zur Stärkung des Selbstbewusstseins. Wir besuchten die cultural competitions in zwei unterschiedlichen Dörfern. Es war schön die singenden und tanzenden Frauen aus den Selbsthilfegruppen auf der Bühne stehen zu sehen! Wir haben gemeinsam mit den Frauen Spiele gespielt, getanzt und schließlich selbst standen wir selbst auf der Bühne und haben ein Lied vorgetragen. Wir verbrachten zwei sehr schöne Nachmittage mit den Frauen und bekamen weitere Einblicke in die Arbeit der Selbsthilfegruppen.





Mit den Kindern haben wir an den letzten Sonntagen viel gebastelt und gespielt, außerdem haben wir angefangen mit ihnen zu musizieren. Wir singen Lieder mit der Gitarre und es ist schön zu sehen wie viel Spaß die Mädchen an „The lion sleeps tonight“ , „I am sailing“ oder Liedern von Cat Stevens haben. Am Childrens Day werden wir die einstudierte Lieder mit den Mädchen vortragen, wir sind gespannt ob sie vor großem Publikum genauso laut und entschlossen mitsingen wie an unseren gemeinsamen Sonntagen.




In den letzten Wochen bekamen wir hier einiges zu sehen, hatten schöne aber auch traurige Einblicke. Mit den Frauen hier bei PRAJNA können wir viel diskutieren, wir erfahren einiges über die indische Gesellschaft und die Politik hier. Vor allem über die BJP, die hindunationalistische Partei, welche hier in dem Bundesstaat Karnataka regiert haben wir inzwischen einiges mitbekommen. Die Parallelen zur Ideologie der Nazionalsozialisten ist erschreckend.
Wir erfreuen uns in der letzten Zeit an vielen sehr unterschiedlichen Einblicken in die Kultur, an zahlreichen Veranstaltungen, an politischen Diskussionen, an unserer sehr abwechslungsreichen Arbeit, an Herausforderungen und Erfolgen und an dem traumhaften Strand Mangalores, wenn wir dem aufregenden Geschehen in der NGO und der hektischen Innenstadt einmal für zwei ruhige Stunden entkommen können…

Lea

Freitag, 14. Oktober 2011

Lea und Octavia außnahmsweise in Mysore :-)

„You want to go to Mysore for Dasara?“ “Yes of course!” “Okay, no problem, we’ll arrange!” Und weil hier sowieso alles “No problem” ist, sitzen wir einige Wochen später in einem Bus mit offenen Fenstern und offenen Türen der uns auf einer 9-stündigen Fahrt nach Mysore befördert.

Mysore ist eine Stadt im Süden Karnatakas die besonders bekannt ist wegen ihres Palastes und wegen dem Dasara-Festival- ein 9 tägiges Festival zu ehren der Göttin Durga. Die Durchschnittgeschwindigkeit unsere Fahrt beträgt wohl so etwa 25 km/h und die Fahrt wird zum fröhlichen „Schlagloch-Schaukeln“. Nichtsdestotrotz ist es eine wunderschöne Strecke und so fährt der Bus vorbei an Bananen-Plantages, Reisfeldern und durch einen nicht enden wollenden Dschungel. Wir halten in kleinen Dörfern und Bergstädtchen, haben atemberaubende Aussicht über die Berge und es ist wohl das erste Mal, dass wir eine so lange Busfahrt genießen!

Mit 2 Stunden Verspätung erreichen wir Mysore und sind erst mal ziemlich überfordert. Den Pfarrer anrufen bei dem wir übernachten sollen („sofort wenn ihr da seid!“) Dummerweise haben unsere indischen Handys wohl keine Lust mit dem Pfarrer zu kommunizieren und so ertönt am anderen Ende der Leitung fröhliche indische Musik…irgendwann klappt es dann doch und wir drücken einem nahestehendem Polizisten das Handy in die Hand damit er erklären kann wo wir uns befinden.
Völlig erschöpft werden wir mit dem Jeep in unsere Bleibe gebracht und bekommen zu unserem Erstaunen Essen, dass dem deutschen erstaunlich ähnlich sieht… da endet der Vergleich aber auch, denn es schmeckt werden deutsch noch indisch…irgendwie undefinierbar und nach Ketchup. Die Pfarrer sind dafür unheimlich nett und erzählen uns aus ihrem Leben. Der ältere Pfarrer ist ein entfernter Verwandter unsere Direktorin Miss Hilda (d.h. er kommt aus dem gleiche Dorf, somit wird eine Verwandtschaft irgendwie vorausgesetzt) und ein sehr herzlicher Mensch der die letzten 5 Jahre in Chicago verbracht hat. Nachdem wir zum ersten Mal indisch geduscht haben (ein Eimer Wasser und ein Litermaß stehen zur Verfügung) fallen wir in die Betten.
Am nächsten Morgen machen wir die Bekanntschaft von Priyanka, einer 21-jährigen Wirtschaftswissenschaften-Studentin aus Mysore, die der Pfarrer aus der Kirche kennt. Sie verbringt den Tag mit uns und wir machen eine Mammut-Sightseeing-Bustour. Das bedeutet wir sind eine Art Reisegruppe die 12 Stunden lang durch die Stadt gefahren wird und immer wieder aus dem Bus gescheucht wird um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Ein bisschen geschockt sind wir, als der Busfahrer von jedem 100 Rupees einsammelt, von uns aber 450 Rupees verlangt- „ihr seid Weiße, ihr müsst überall mehr Eintritt zahlen.“ – nehmen diese Absonderlichkeit aber hin und so fahren wir mit unserer lustigen Gesellschaft durch die Stadt. Wir besichtigen einen kleinen Palast, der zu einer Kunst-Galerie umgewandelt wurde, gehen in den Zoo, fahren den Berg hinauf zu einem wunderschönen Tempel der umsäumt ist von endlosen Verkaufsständen und Attraktionen. Mysore ist bekannt für Sandelholz-Produkte und so kann man überall kleine Schachteln, Cremes und Spielzeug aus selbigem erwerben.




Mit unserer weißen Haut fallen wir inmitten der Inder doch sehr auf und die Verkäufer wollen uns das ein ums andere Mal übers Ohr hauen. Lea handelt jedoch so fabelhaft, dass wir vor dem Palast mit 2 neuen Schachteln stehen die wir zu einem Spottpreis erworben haben.
Lea beim Handeln :-)

Fasziniert von ihren Fähigkeiten und stolz betreten wir den Palast und sind begeistert! Der Palast von Mysore sieht aus als sei er direkt tausendundeiner Nacht entsprungen und ist so märchenhaft schön, dass man sich wie verzaubert fühlt! Menschenmassen drängen sich vorbei an den Stuckbesetzten Decken, den Glasfenstern in Pfauen-Optik und den wunderschönen Kacheln und Schnitzereien an den Wänden.
Als wir an einer Art Sandfeld vorbei kommen und fragen was das sei erklärt uns Priyanka, dass sich zu Ehren des Dasara-Festivals 2 Menschen so lange die Köpfe einschlagen bis Blut fließt, denn das sei ein Zeichen, dass ihre Gebete erhört werden… manchmal kann man in Indien eben nur den Kopf schütteln!
Am Abend fahren wir hinaus aus der Stadt an den größten Staudamm Karnatakas der einen Streit zwischen Tamil Nadu (dem nebenliegenden Bundesstaat) und Karnataka ausgelöst hat, da die „Karnatakaner“ das Wasser aus dem Fluss bei sich sammeln und so fast nichts mehr nach Tamil Nadu gelangt. An dem Staudamm finden sich die „Dancing Fountains“ eine Lichtershow mit Musik, die wir uns anschauen um dann noch ein bisschen entspannt im Park zu sitzen um mit Priyanka zu plaudern. Wir fragen sie nach der indischen Art seine Kinder zu verheiraten- die Eltern suchen den Mann für ihre Tochter aus- und sie sagt, dass sie das für die beste Art hält zu heiraten, weil eine junge Frau niemals reif genug sei um für sich selbst einen Ehemann herauszusuchen. Für uns ist das schwer zu verstehen aber sie kann unsere Art einen Lebenspartner zu finden ebenso wenig nachvollziehen.

Am nächsten Tag besehen wir uns die „big parade“ ,den Abschlussumzug des Dasara-Festivals. 3 Stunden vorher setzen wir uns an die Straße und warten. Um uns herum wird es immer voller- hinter uns sitzen unzählige in Burkas gekleidete Frauen und vor uns eine lustige indische Familie. Sofort werden wir gefragt wo wir herkommen, was wir machen, wie lange wir schon da sind, ob es uns gefällt, wo wir wohnen usw. Popcorn und Erdnüsse werden uns angeboten und immer wieder telefonieren die Burka-Damen mit ihren Handys, wobei immer wieder das Wort „Germans“ fällt  Als die Parade dann endlich anfängt wird uns von allen Seiten gesagt, was wir fotografieren sollen und das Ergebnis muss dann von allen begutachtet werden. Ihr könnt euch den Umzug ein bisschen wie einen riesigen Fastnachts-Umzug vorstellen- nur eben auf indisch… vorne weg laufen riesige, wunderschön bemalte Elefanten, gefolgt von bunt gekleideten Tänzern und riesigen Wägen, Musik, Kühe die große Wägen ziehen und immer wieder Tänzer. Wir kommen aus dem Stauen und fotografieren gar nicht mehr heraus. Der Umzug endet mit dem goldenen Thron aus dem Palast, der von einem Elefanten getragen wird was von allen Seiten mit Begeisterungs-Rufen quittiert wird.




Am nächsten Morgen brechen wir dann auch schon wieder auf und sind glücklich den richtigen Bus in einem sehr sehr chaotischen Busbahnhof zu finden! Es ist ein schönes Gefühl wir „nach Hause“ nach Mangalore zukommen in unsere sichere kleine Höhle und wir sind erfüllt von diesen 4 schönen Tagen in denen wir das große, weite Indien wieder ein bisschen besser kennengelernt haben.

Octavia

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Kinder, Geschichten und Dasara


Nun sind wir schon einen Monat in Mangalore und wir haben uns sehr gut eingelebt!
Unsere Sonntage im Children's Home sind jedesmal sehr schön! Wir haben mit den Kindern Masken gebastelt und Haargummis genäht, mit Kartoffeldruck bunte Schilder für die einzelnen Räume gestaltet, jede Menge Spiele gespielt und einige englische Lieder mit ihnen gesungen! Wir haben uns verschiedene Projekte angesehen und beginnen langsam die Zusammenhänge der vielfältigen Projekte zu verstehen.
Unsere Hauptaufgabe hier besteht darin Flyer und Faltblätter über die unterschiedlichen Projekte zu gestalten.


Wir haben neben dem Flyer für ChildFundIndia (Kinderpatenschaften) ein Faltblatt über die Entstehungsgeschichte Prajnas und einen weiteren über ein HIV-Projekt erstellt. Wir haben hier sehr vieles zu tun, worüber wir uns sehr freuen! Auch wenn wir schon bis spät am Abend vor unseren Computern saßen um Texte zu verfassen.
Wir haben damit begonnen die Lebensgeschichten der Frauen zu dokumentieren.
Uns wurde die Geschichte eines muslimischen Mädchens erzählt, deren Ehemann glaubte sie sei vom Teufel besessen, weshalb sie dazu gezwungen wurde verschiedene Tabletten zu nehmen. Der Mann war vierzehn Jahre älter als sie, ihre Schwiegereltern haben sie psychisch misshandelt. Oft sehen muslimische Frauen ihren Ehemann während der Hochzeit zum ersten Mal. Wir waren bei einem Gespräch mit einem siebzehnjährigen Mädchen dabei, die von ihren Eltern verheiratet wurde. Das Mädchen hat die Schule abgebrochen, da die Eltern glaubten der Mann sei sehr gebildet und habe viel Geld. Später stellte sich heraus, dass er gelogen hatte.
Eine zweite junge Frau kam heute zu Prajna. Sie redet leise, starrt ins Leere, ihr Gesicht war geschwollen. Sie war Haushaltshilfe in einer fremden Familie in Mangalore. Für ihre eigene Familie habe sie das getan, sie brauchten dringend Geld. In dem Hause, in welchem sie die Hausarbeit verrichtete wurde sie sehr schlecht behandelt. Bekam schließlich nichts mehr zu essen und keine Seife um ihre Kleidung zu waschen. Sie wollte mit dem Zug wieder zurück zu ihrer Familie fahren. Auf der Zugfahrt wurde sie von drei fremden Männern misshandelt. Man fand sie bewusstlos im Zug und brachte sie in ein Krankenhaus. Jetzt lebt sie im Short Stay Home, die drei Männer wurden angezeigt. Zu ihrer Familie zurück kann sie nicht, sonst wird der Fall fallen gelassen. Ein und halb Jahre werden die Verhandlungen dauern.
Die Geschichten sind oft unvorstellbar, das Verständins für Heirat unbegreiflich. Fragt man eine junge Frau danach, ob sie sich ihren Ehemann nicht selbst aussuchen möchte, merkt man schnell, dass sie darüber noch niemals nachgedacht hat.



Letzte Woche wurde hier in Karnataka "Dasara" gefeiert. Die ganze Stadt leuchtet während des Tempelfestes in allen erdenklichen Farben. Der Tempel schimmert in goldenem Licht. Neun Götterstatuen stellen die verschiedenen Erscheinungsformen der Göttin "Durga" dar. Andächtig meditieren Hindus vor dem silbernen Gesicht Shivas. Eine Inderin tanzt, die Glocken an ihren Füßen erklingen als Rhythmen. Buntbemalt sind die nackten Oberkörper der jungen Inder, in blauer und grüner Farbe, mit tierischen Mustern.


Wir sind von Indien immer wieder beeindruckt und fasziniert. Gleichzeitig erstaunt und entsetzt. Nicht selten verwundert, über all die Gegensätze hier. Wir lieben die starken, aufgeklärten Frauen bei Prajna und können eine Menge von ihnen lernen.
Grüße ins kalte Deutschland! Hier wird es jeden Tag wärmer.
Lea

Montag, 19. September 2011

Die erste indische Zugfahrt. Die Reihenfolge der aufgelisteten Züge am Gleis ist willkürlich. Jeder Bahnhof habe seine eigene Uhrzeit, meint Jacintha. Die angeschriebene Ankunftszeit des Zuges richte sich nach der Bahnhofsuhr, nicht nach der Uhrzeit auf der Armbanduhr des Wartenden. Wir sitzen am Gleis und beobachten, die indischen Frauen sind farbenfroh gekleidet. Sie sitzen auf dem Boden und essen. Der Zug rollt ein, jetzt muss es schnell gehen. Es ist eng, es herrscht großes Gedränge. Der Platz ist beengt, man sitzt sich gegenüber, die Knie berühren sich fast. Drei Betten kann man übereinander ausklappen, anstelle von Fenstern gibt es eiserne Stangen. Alle sprechen miteinander, Fremde scheint es nicht zu geben. Unter den Mitreisenden befinden sich eine Menge Kakerlaken. Wir griensen ununterbrochen.
Mangalore ist keine Großstadt, wie man sie sich vorstellt, es ist grün, überall gibt es Palmen. Auch das Meer haben wir schon gesehen! Mangalore ist ein richtiger Kontrast zu Coimbatore, dort war es laut und hektisch.
In unserem Zimmer fühlen wir uns sehr wohl, wir haben sogar einen kleinen Balkon. Wir wohnen über den Räumen der Organisation. Beeindruckt sind wir von den Frauen, die bei Prajna arbeiten! Sie sind selbstbewusst und sehr stolz auf ihre Organisation, vorallem die Direktorin Miss Hilda. Auch die Putzfrau und die Köchinnen mögen wir sehr, lächelnd bieten sie uns ständig schwarzen Tee an. "Madam's calling you, Madam's calling you" rufen sie, wenn sie an unsere Zimmertür klopfen. Leider können sie kein Englisch, doch wir werden versuchen die lokale Sprache "Kannada" zu lernen.
In den letzten Tagen haben wir wahnsinnig viel erlebt, wir haben die Mädchen kennen gelernt, mit denen wir unsere Sonntage verbringen werden, haben Miss Hilda zu der Abschlussveranstaltung der Workshoptage zum Thema Aids begleitet und haben die Lebensgeschichten der Kinder erzählt bekommen.
Auf die Sonntage werden wir uns ab jetzt immer sehr freuen! Und auf die vielen lachenden Kindergesichter, darauf wie die Mädchen "Aka, Aka" (Schwester, Schwester) rufen. Fünfzig Mädchen wohnen in dem Children's Home. Viele der Mädchen haben keine Eltern mehr und wurden auf der Straße in Mangalore gefunden. Ein Mädchen wurde von ihren Eltern in einem Tempel zurück gelassen, manche Kinder wurden von ihren Eltern als Haushaltshilfe missbraucht oder wurden geschlagen.

Wir haben das "Short Stay Home" für misshandelte Frauen besucht. Bis zu drei Jahren können sie hier wohnen. Wir unterhielten uns mit vier jungen Frauen, sie sind fünfundzwanzig Jahre alt, arbeiten hier bis sie heiraten erzählen sie. In der nächsten Zeit werden wir die Geschichten der Frauen dokumentieren, besonders im Gedächtnis bleibt uns das Gesicht einer Frau deren Arm verbrannt ist, weil sie versucht hatte sich umzubringen. Wegen ihrem Mann, wurde uns erzählt.
Heute Mittag waren wir im Büro des "Children Fund's", ein Projekt das von Prajna unterstützt wird. Unsere Aufgabe wird es sein, eine Broschüre darüber zu erstellen. Kinder, deren Familien in Slums wohnen, suchen Paten, damit ihnen die Schulbildung sowie Kleidung und gesundheitliche Versorgung ermöglicht werden kann. Außerdem gibt es Kinderparlamente, in denen Kinder lernen sich eine eigene Meinung zu bilden. Oft konnten die Kinder zuvor nicht zur Schule gehen, da sie gearbeitet haben, beispielsweise in der Chemie-Industrie. In vielen Fällen ist ihr Vater Alkoholiker und die Kinder sollten im Haushalt helfen. Früher sei es noch ein Problem gewesen, die Eltern davon zu überzeugen, wie wichtig Schulbildung für ihre Kinder ist, erzählte uns der Leiter des Projekts. Heute werden von dem Children Fund auch Selbsthilfegruppen für Mütter organisiert. Am Samstag werden wir die Children Clubs und auch die Familien der Kinder besuchen.
Eine Menge neue Bilder bekommen wir jeden Tag zu sehen. Abends helfen wir zwei Mädchen bei den Englischhausaufgaben, bevor sich die Inderinnen dann verabschieden und es ruhig wird in dem großen Haus...

Lea

Ein erstes Namaste aus Indien!

Nach den ersten 12 Tagen finden wir nun endlich die Gelegenheit, euch an unserem „Neuen Leben“ teilhaben zu lassen.
Am 6. September um 11.10 erhob sich unser Airbus in Frankfurt in die Lüfte um uns nach Chennai, eine Stadt an der Ostküste Indiens zu befördern. Von dort aus flogen wir mit einer kleinen Maschine nach Coimbatore, wo wir unsere erste Woche auf indischem Boden verbrachten. Völlig übermüdet und von den ständigen Temperatur-Schwankungen überfordert (die Inder lieben es, Räume auf 15°C runter zu kühlen während draußen 30°C sind) erreichten wir das KKID, ein von der Karr Kübel Stiftung finanziertes Zentrum am Rande von Coimbatore.

Der „Mentor of Mentors“ , eine unglaublich herzliche und lustige Inderin half uns in dieser ersten Woche, Indien langsam kennenzulernen.
Das KKID ist wunderschön in den Bergen gelegen und man läuft ständig an Geckos, Pfauen oder anderen faszinierenden Tieren vorbei.
In dieser Woche machten wir viele, viele Ausflüge, um zum einen Indien, zum anderen die Arbeit von NGOs (Non GovermentalOrganisations) besser kennenzulernen. So fuhren wir mit Jeeps über Schlaglöcher übersäte Straßen hin zu kleinen Dörfern, wo wir Kindergarten und Schule besichtigen durften. An einem anderen Tag besuchten wir einen Schwestern Orden, der im vorigen Jahr Freiwillige bei sich hatte. Gemeinsam mit den Sisters fuhren wir in ein abgelegenes Dorf, das hoch oben in den Bergen lag. Man hatte das Gefühl, die Zeit sei stehengeblieben! Die Menschen beäugten uns argwöhnisch und fragten dann, warum wir denn so merkwürdig aussehen würden und weiße Haut hätten…wir waren die ersten Weißen, die sie jemals gesehen haben! Beim Besuchen eines indischen Dorfes trifft man zwar Menschen, was einem jedoch noch mehr begegnet sind Kühe, Ziegen und Hunde.
Ich glaube, mit das Schönste Leben, dass man haben kann, ist eine Kuh in Indien zu sein! Im Gegensatz zu der Bevölkerung, die sich an unzählige Regeln halten muss, können die Kühe gehen und stehen wo sie wollen, laut sein, sich vermehren, sich daneben benehmen wie auch immer sie möchten 
Die ersten Tage unternahmen wir Ausflüge mit dem privaten Bus des KKIDs, aber auf dem Weg zu den Sisters platze uns, wie zu erwarten, ein Reifen, sodass wir mit dem öffentlichen Bus weiterfahren mussten.
Hier in Indien ist es schwer zu verstehen 1. Wo sich eine Bushaltestelle befindet(wir glauben, dass man einfach seinen Arm raushält und der Bus dann für eine gefühlte ¼ Sekunde hält und dann weiterbraust) Die Reihen sind in Frauen und Männer aufgeteilt, so wie auch die Buseingänge. Mit diesen Bussen zu fahren ist ein bisschen, als würde man mit dem „Fahrenden Ritter“ aus den Harry Potter Büchern fahren- ständig überholt man, schlängelt sich zwischen anderen durch, bremst abrupt ab, beschleunigt dann wieder zackig und so weiter…ganz schön anstrengend, wenn man das nicht gewohnt ist!
Ein weiterer besonders wichtiger Ausflug für uns Mädchen war die Shopping-Tour um uns alle ein bisschen zu „indianisen“. In Indien einkaufen ist farbenfroher als in Deutschland, aber er springen immer 3 Menschen um einen herum um zu helfen, was uns, die so etwas nicht gewohnt sind, eher blockiert als weiterhilft  Schlussendlich hatten wir aber alle wunderschöne, neue Outfits, in denen wir uns schon ein bisschen indischen fühlten.
Ein wunderschöner Ausflug führte uns zu Malathis Familie, bei der wir uns alle sofort sehr wohl fühlten und bestens umsorgt wurden  Eine Freundin von Malathi kam vorbei um uns Henna-Tattoos aus unsere Hände zu malen, was uns noch ein Stückchen indisches aussehen ließ!
Wir alle waren nach jedem der Ausflüge erfüllt und manchmal auch ein bisschen überfordert mit den neuen Eindrücken und Erlebnissen, sodass wir doch immer froh waren, das KKID wieder sicher zu erreichen.
Was uns ebenfalls fast alle überforderte war das Essen. Scharf-Schärfer-Indisch!
3mal täglich warmes, scharfes und völlig fremdes Essen… wir waren alle überglücklich als eine von uns an unserem letzten Tag das mitgebrachte Schwarzbrot und ein Glas Nutella auspackte 

Am Sonntag trafen die Mentorinnen ein- 24 herzliche, gut gelaunte Inderinnen, die es uns einfach machten, uns ihnen zu öffnen. Unsere beiden Mentorin heißen Reshma und Jacintha. Nach einer kurzen „Beschnupperungs-Phase“ besprachen wir mögliche Aufgaben, die wir in PRAJNA übernehmen würden können, sowie unsere Ziele und Wünsche für die kommenden 7 Monate!
Am Abend vor unserer Abreise bereiteten wir eine kleine „Cultural-Show“ vor, zu der alle Mitarbeiter des KKIDs eingeladen wurden. Der Indische Tanz, den wir noch in Deutschland einstudiert hatten, war ein voller Erfolg, während unser Sockenpuppen-Medley den Inder wohl doch etwas zu fremd war…
Nunja, das war unsere erste indische Woche.

Wir haben viel gesehen, viel gelacht, viel geweint und viel gelernt.
Aber jetzt beginnt unsere noch viel wichtigere Lernphase. Unsere Reise nach Mangalore und unsere Arbeit bei PRAJNA, wegen der wir den weiten Weg nach Indien gegangen, gefahren und geflogen sind.

Indien ist….bunt, gastfreundlich, laut, grün, vielfältig unvergleichbar, wunderschön!
In diesem Sinne, „Namaste“, oder „Namaskaar“, wie man hier in Karnataka sagt.

Octavia

Ein erstes Namaste aus Indien!


...so warteten wir in Chennai auf den Anschlussflieger

...unser erstes original-indisches Henna-Tattoo =)

...ein Bergdorf...

...wir alle im KKID

...Workshop mit den eingetroffenen Mentoren...

...so sieht es aus, im KKID

Dienstag, 2. August 2011

“Namasakra!”

Wir sind Octavia und Lea, zwei Freiwillige, die zusammen mit der Karl-Kübel-Stiftung im Rahmen des “weltwärts-Programms” nach Mangalore gehen!
Acht Monate möchten wir die Menschen in Indien kennenlernen und deren Alltag und Wertvortellung miterleben. Wir wollen uns in einem Land zwischen technischem Fortschritt auf der einen und erschütternder Armut auf der anderen Seite, mit den Auswirkungen von Globalisierung und Wirtschaft auseinander setzen und die Möglichkeiten und Grenzen von Entwicklungszusammenarbeit kennen lernen.
Vor einiger Zeit schon wurde uns mitgeteilt welches unser Projekt und wer unsere Partnerin ist. Inzwischen kennen wir uns und auch die zehn anderen Freiwilligen ein bisschen.
Es sind nur noch vier Wochen! Langsam rückt das entfernte Indien näher. Gespannt wälzt man Reiseführer, liest Berichte über die Kultur, findet im E-Mail-Postfach die erste Mail der indischen Mentorin!

Unser Projekt heißt “Prajna”!
Riesig freuen wir uns, dass wir die Möglichkeit bekommen in genau diesem, abwechslungsreichen und vielfältigen Projekt mitwirken zu dürfen! Prajna ist ein sehr vielfältiges Projekt, das sich überall dort engagiert wo Hilfe notwendig ist. Es besteht darum aus 13 „Unterprojekten“, darunter  beispielsweise ein Wohnhaus für Straßenkinder, welches den Kindern einen Platz zum Leben und Lernen bietet.  
Prajna bietet aber auch Brückenkurse für ehemalige Kinderarbeiter  an, die die Umschulung in eine normale Schule zum Ziel haben. Unser Projekt unterhält ebenfalls eine Entzugsklinik, bietet HIV-Prävention, hat eine eigene Telefonseelsorge-Einheit , ein Beratungszentrum für Frauen, die mit häuslicher Gewalt zu kämpfen haben sowie Ausbildungsmöglichkeiten für Grafikdesigner und Krankenschwestern.
Prajna ist verantwortlich für die Dörfer und Slums rund um die Stadt Mangalore. Das Ziel der unabhängigen Organisation ist es Frauen- und Kinderrechte zu stärken und Aufklärungsarbeit zu leisten. In dem Frauenhaus arbeiten Dalits, Menschen jenseits des “Kastensystems”, die aus denselben Lebensverhältnissen stammen wie die Hilfesuchenden. Unsere Aufgaben im Projekt werden sich erst klar definieren, wenn wir in Mangalore angekommen sind. In der sogenannten „Window-Period“ werden wir die Möglichkeit haben das Projekt kennenzulernen um danach sagen zu können, wo wir unsere Ideen und Kräfte einsetzen  können. Aufgaben die wir wahrscheinlich übernehmen werden sind zum Beispiel der Englisch-Unterricht für Kinder und Frauen, oder das Dokumentieren der einzelnen Lebensgeschichten. Zudem könnten wir Prajna dabei unterstützen, seine Öffentlichkeitsarbeit besser zu strukturieren, indem wir Broschüren über das Projekt erstellen, oder auch Zeitungsberichte verfassen.
Wir hoffen, dass wir die Prajna durch unsere Mithilfe etwas entlasten können und durch das Mitarbeiten im Projekt die indische Kultur besser verstehen zu können.

Die Spannung steigt mit jedem Tag der uns Indien ein Stückchen näher bringt!

In diesem Sinne:“ Hogi Baruve“ 
& auf hoffentlich viele Besucher auf unserem fabelhaften Blog :-)