Samstag, 25. Februar 2012

Eine Woche Full-house oder „Memberszeit“ in Mangalore

Interproject-Visit bei PRAJNA. Ein Besuch der besonderen Art, kamen uns doch die KRWCDS, sowie die Vikasana Freiwilligen zur gleichen Zeit besuchen. „6 Members“ (wie der Inder zu sagen pflegt) waren vereint und die ersten 3 Tage dieser Woche kam noch ein Member hinzu- Malathi unsere „Mentor of Mentors“, die uns im September hier in Indien in Empfang nahm und für uns alle Ansprechpartner und Bezugsperson ist.

Johanna & Anna, sowie Elena& Naomi trudelten also am Montag bei uns ein und die ersten Tage sollten erst einmal viele rückblickende Gespräche mit Malathi folgen, um bei den nächst-jährigen Freiwilligen ein paar „Challenges“ vielleicht ein wenig besser angehen zu können.

Die 3 Tage Workshop endeten mit dem Abschied von Malathi- der erste Abschied, den wir in Indien wirklich nehmen mussten und so flossen unsere Tränen nur so dahin.

Dear Malathi!

Thank you so much for the wonderful three days you spent with us here at Mangalore. We entirely enjoyed your company and miss you already. Thank you for your interest in us and for your care. We really appreciate it! Thank you for being the person you are, for your wonderful laughter J

“…but I do do feel that I do do will miss you much…miss you much!”

Thank you for the experience you shared with us and for helping us growing within ourselves!

Love, Lea&Octavia

Kudroli tempel (79)

DSC04197 Verabschhieden von malathi (1)

 

Kulturstadt Mangalore

Der Distrikt „Dakshina Kannada“, ist außerhalb seiner Grenzen für eines ganz besonders bekannt, die Kunst des Yakshagana.

Und so durften natürlich weder wir beiden PRAJNA-Freiwilligen noch unsere 4 Besucher sich dieses Stück Kultur Mangalores entgehen lassen.

„Yakshagana“ ist eine Form der Kunst, die annähernd mit der europäischen Oper vergleichbar ist, aber eben doch ganz anders. Es ist eine Mischung aus Tanz, Gesang, Schauspiel und beeindruckenden Kostümen. Die Yakshagana-Truppen gehören meist einem Tempel an, da den Menschen Götter-Epen näher gebracht werden sollen.

Es ist eine uralte Form der indischen Kultur, die zum ersten Mal im Jahr 1105 erwähnt wurde. Ein Schauspiel des Yakshagana dauert traditionell eine ganze Nacht- von 21 Uhr bis morgens um 6. In diesen 9 Stunden wird ein Epos, mit all seinen Nebenerzählsträngen und Hauptgeschehnissen erzählt. Die Gruppen bestehen traditionell nur aus Männern, die allerdings auch weibliche Rollen spielen, da es in früheren Zeiten für Frauen zu gefährlich gewesen wäre, durchs Land zu reisen und in der Nacht zu spielen.

Es wird neben dem Tempel eine vergleichsweise kleine Bühne aufgebaut, und der Tempelhof wird mit Lichterketten und bunten Zelten geschmückt.

Wir machen uns also mit unseren 4 Besuchern, 2 unserer Köchinnen und bewaffnet mit 2 Schlafmatten und unendlich viel Obst& Keksen auf zum Tempel, wo wir zuerst an einem Pooja- dem Tempelgebet- teilnehmen und uns dann einen Platz in der Menge suchen. Dank unserer Schlafmatten (und vielleicht auch ein bisschen ob unserer Hautfarbe) werden wir unmittelbar neben der Bühne platziert, sodass wir diesen Mix aus Musik, Tanz und Schauspiel aus nächster Nähe beobachten können.

Auch wenn wir nichts von dem verstehen was die Yakshaganas sprechen, so sind wir doch völlig fasziniert von Schminke, Mimik und Gestik und der unerschöpflichen Energie der Künstler. Hinter der Bühne befindet sich das Umkleidezelt, wo scheinbar ganz normale Inder sitzen, die dank Kostüm und Schminke uns in diese ganz andere Welt entführen.

Es ist wohl schwierig sich das Spektakel vorzustellen, wenn man nicht dabei war und so lassen wir am einfachsten Bilder und Videos sprechen:

yakshagana (2) Yagshagana (59)   Yagshagana (84)

yakshagana (3) P1030053 

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Neben dieser Nacht voller Kultur steht für unsere Landkinder in der großen Stadt eines natürlich ebenfalls weit oben auf der Prioritätenliste: Shoppen. Und so werden Stoffe, Borten und Oberteile im Überfluss gekauft. Zwischendrin stärken wir uns mit herrlichen Eis bei unserem geliebten „ideal icecream“ und weiter geht die Shopping Tour.

Ein Erlebnis, das vor allem 2 unserer Besucher für immer mit Mangalore verbindet wird, ist ihr nigelnagelneuer Nasenpiercing, den zu stechen sie sich –nach Lea und meinen positiven Beispielen-hier bei uns nun doch gewagt haben.

Bilderlies

 

Natürlich lernen unsere Besucher auch PRAJNA als Projekt kennen und so besuchen wir unser Children’s Home in dem Lea und ich unsere Sonntage verbringen, sowie das Shortstay-Home und ein weiteres Kinder-Hostel PRAJNA’s etwas außerhalb von Mangalore.

Unsere Kinder genießen es merklich, noch weitere Akkas um sich zu haben und sind über die Abreise dieser funkelnden Geschöpfe doch wirklich traurig.

Childrens home (21) Preethi Sadana Kateel (31) Preethi Sadana Kateel (42)

Ein besonderes Erlebnis für uns alle ist auch eine Feier im Haus unserer Mentorin Jacintha. Am Sonntagmorgen werden wir mit Hilfe der bridge-school Lehrerinnen allesamt in Sarees gekleidet um dann mit dem Bus ins 1 ½ Stunden entfernte Kinnigoli zu fahren wo Jacintha lebt. Als wir den Bus betreten sind alle Blicke auf uns gerichtet. 6 weiße Mädchen in Sarees- das sieht man als Inder nicht alle Tage.

Der Anlass der Feier bei Jacintha ist der Geburtstag Don Boscos, dem Heiligen ihrer Kirche. Reden werden gehalten und Tänze präsentiert und so singen wir Freiwilligen auch noch einmal „Froh zu sein bedarf es wenig“ um ein bisschen zum Programm beizutragen.

Es ist ein schönes Gefühl, nach dem Ende der Feier noch im Haus sein zu können, als wären wir Teil der Familie ziehen wir uns um und sitzen noch gemütlich mit den Nachbarn beisammen.

Jacintha empfängt einen Fernsehsender namens „deutsche Welle Asia+“ und so sitzen wir im Dschungel Indiens und schauen deutsche Nachrichten. Es ist lustig, aber doch irgendwie auch verwirrend. Da steht Guido Westerwelle und spricht von deutscher Politik- automatisch fühlt man sich ins eigene Wohnzimmer zurück versetzt und doch sind wir hier- in Indien.

Die Nachrichten, sowie bei einer so schön normalen Familie zu Besuch zu sein erinnern irgendwie sehr an Zuhause und bei dem ein oder anderen von uns 6 Members erzeugt das doch ein bisschen „feeling“, wie der Inder zu sagen pflegt.

Function bei jacintha (63) Function bei jacintha (83)

Am Montag reisen die, uns in dieser Woche noch näher ans Herz gerückten Members wieder ab und vor allem der Abschied von Elena und Naomi, den KRWCDS-Freiwilligen fällt schwer, wissen wir doch, dass wir sie erst in good old Germany wiedersehen werden, in Jeans und T-Shirt anstatt in einem in allen Farben glitzernden indischen Salwar.

Es war eine wunderschöne Woche für uns, mit den vieren aus den zwei Projekten. Herrliche Gespräche, wundervolle Freundschaft und ein Gefühl der Nähe.

Die letzten Wochen unserer Zeit bei PRAJNA laufen und so senden wir euch –vielleicht zum mit-letzten-Mal- Grüße aus dem immer heißer und schwüler werdenden Mangalore.

Octavia bzw. Ociakka

Venur- jain statur (12)

Freitag, 17. Februar 2012

Farben, Strahlen, Glück!

Kaum kamen wir aus Tarikere zurück wartete auf uns buntes, lebendiges, kulturelles Treiben aus ganz Indien, vereint hier in unserem Mangalore!

Das National-Youth-Festival hatte begonnen, einmal im Jahr wird das kulturelle Fest organisiert, die indische Großstadt wechselt jährlich. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kommen aus allen Bundesstaaten und werden zuvor durch Auswahlverfahren ausgewählt. Wir sahen eindrucksvolle Tänze buntkostümierter Inderinnen, lauschten imposanten Sängern mit kräftigen Stimmen, erlebten Musik in ungewohnt neuartigen Tonarten und bestaunten Yagshagana-Tänzer in einer gewaltigen Halle!

Während einer Competition lernten wir die unfassbare Vielfalt von Sitar, einem indischen Saiteninstrument, kennen und wurden von den Organisatoren des Festes eifrig begrüßt. Von weit, weit her kommen wir, alleine das soll wohl genügt haben uns als Ehrengäste zu begrüßen und uns Plätze in der erste Reihe zuzuweisen. Wir bekamen Blumen geschenkt und sollten eine Begrüßungsrede halten. Einige Tage später zeigten uns die Kinder aufgeregt ein Foto von uns in der indischen Zeitung. Wir, ab gebildet zwischen den geschwungenen Buchstaben der lokalen Sprache Kannada. Interviewt wurden wir an den folgenden Tagen noch einige weitere Male. Als wir den Reportern erzählten, dass wir für einige Monate in der Stadt hier leben, und nicht bloß wegen des Festivals aus dem fernen Deutschland angereist seien, waren sie sichtlich enttäuscht.

Auch das Wasserbüffelrennen sahen wir uns an, eine Tradition hier in Mangalore. Wir konnten in dem Wettkampf mehr Brutalität als Belustigung wieder finden und hoffen, dass die eifrige Reporterin in ihrem Artikel auch darüber ein paar Zeilen verlor, wenngleich sie über unsere Worte bloß geschmunzelt hatte.

Am Tage nach der Sitar-Competition folgte ein Contest indischer Gitarrenspieler. Erstaunt und begeistert waren wir welch ferne Klänge die Gitarrenspieler mit dem uns doch so sehr bekannten Instrument erzielen konnten!

Über den Türen der Halle fiel mir ein in Holz geschnitztes Zitat von Goethe ins Auge:

„Science and art belong to the whole world and the barriers of nationality vanish before them.”

Die Worte beschreiben unsere Gedanken während des Festivals sehr treffend.

Ungewohnt und doch vertraut war uns das Hindi-Rockkonzert, das wir am Abend besuchen durften! Das Stadium, über und über behängt mit Diwali-Lampen, war überfüllt mit Jugendlichen aus ganz Indien, die zu lauter Rockmusik auf den Stühlen tanzten und indische Liedtexte auf Hindi grölten! Die Musik war gar nicht schlecht- Nach gefühlten Ewigkeiten wieder einmal ein richtiges Konzert, und das hier! In Mangalore!

Neben dem Stadium, ein Markt mit Schätzen aus ganz Indien und drum herum Essensstände mit Köstlichkeiten aus jedem Bundesstaat - Die Tage während des Festivals haben wir absolut genossen!

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Und der Berg an geplanten Beschäftigungen, die auf uns warteten, mussten erst einmal ruhen- Es kommt hier eben doch immer anders als man es sich zuvor ausgemalt hat. So auch die Tage darauf:

Children’s Festival

Bei den Kindern im Children’s Home übernachtet hatten wir, uns einiges an Bastelarbeiten vorgenommen für den nächsten Tag. Doch hatte Hilda am folgenden Morgen den spontanen Einfall einen Ausflug zu organisieren! Alle Kinder sollten mit! Ob mit oder ohne Schuhe!

Dass manche der Kinder aus dem Transit Home keine Schuhe besitzen, daran hatte Hilda nicht gedacht. Sie stellte dies lachend fest und lud die Kleinen liebevoll allesamt in eine Rikscha.

Mit dem Bus und ein gutes Stück zu Fuß zu “ Pilikula“ sollte es gehen, denn wer hätte es wissen können, nachdem das Youth Festival hier in der Stadt geendet hatte folgte ein Fest für Kinder. Ein kulturelles Programm sollte es geben, auf einer Bühne in der Natur unter Palmen! Aufgeregt knabberten die Kinder an den Keksen, die wir verteilt hatten und warteten darauf, was sie nun erwarten mochte. Eine kleine Parade zog vorbei, die Kinder staunten.

Es wurde dunkel und wir brachen auf, die Tänze mussten wir uns entgehen lassen, es wurde langsam spät, die älteren Mädchen waren ein wenig enttäuscht. Wenigstens hatten sie eine ihrer“ favorite heros“, eine indische Schauspielerin, am heutigen Tage sehen können, die in der Jury saß.

Auch am nächsten Tag bekamen die Kinder noch einmal die Chance etwas von dem Fest mitzubekommen. Es gab Angebote zu Basteleien, an denen die Kinder teilnahmen. Später sahen wir uns eine Gartenausstellung mit ihnen an. Während uns die Ausstellung an einen gewöhnlichen Blumenladen in Deutschland erinnerte, waren die Kinder überwältigt und von jeder Blüte aufs Neue entzückt. Zeigten uns ihre Lieblingsblumen in den schönsten Farben und wollten vor jede der Pflanze fotografiert werden. Es war so schön zu sehen wie glücklich der Ausflug die Kinder machte, wie sie sich an all den Kleinigkeiten wieder und wieder aufs Neue freuten und sich von ihnen beeindrucken ließen. Anschließend ging es in den Zoo, die Kinderaugen strahlten bei dem Anblick der Tiere. „Aka, see! Aka, see!“ Jedes der Tiere musste uns gezeigt werden, alle vergewisserten sie sich, dass wir auch Beide die heiligen Tiger nicht übersahen, die Löwen bestaunten und jeden Fisch erblickten.

Nach einem anstrengenden Tag liefen wir den Weg zurück, erfüllt von Müdigkeit und innerem Strahlen und einem glücklichen Mädchen an jeder Hand. Interessiert fragten sie danach, welche Pflanzen es in Deutschland gäbe und welche Tiere. Ja welche Feiertage wir denn eigentlich feiern würden und warum es in Deutschland an Gandhis Geburtstag kein Schulfrei gibt. Sieht die untergehende Sonne in Deutschland genauso aus wie hier? Und der Mond?

Der Mond schläft nicht auf dem Rücken erzähle ich Ranjitha und wir formten mit unseren Händen den indischen Halbmond.

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mädchen am affengehege (3) DSC03858

Lea& Ranjitha (1)-1  Marna (24)DSC03809

Happiness!

Insgesamt sind wir hier in der letzten Zeit tumba santosha! (sehr, sehr glücklich), genießen unsere Stunden mit den Kindern und die Geselligkeit der indischen Köchinnen die nun auch bei uns wohnen, seit die Kinder neben an in den Computerraum gezogen sind. Auch wenn sie kaum Englisch sprechen und Chachikala uns mit Händen und Füßen gute Nacht wünscht, wenn sie am Abend an der Zimmertür klopft, spüren wir doch gegenseitiges Verständnis. Mit Mimik und Gestik erzählt sie uns, was sie gerade beschäftigt und versucht uns ihren familiären Hintergrundzu erklären. Savithar zeigt uns freudig ihre gesammelten Fotos und die Abbildungen ihres liebsten Filmstars, setzt sich zu uns beim Abendessen und lacht mit uns.

Ein bisschen sind sie wie Freunde, ein bisschen wie eine Familie. Seit Januar sind wir hier richtig angekommen, haben begonnen hier mit allen Sinnen und ganzem Herzen zu leben und wollten die letzten Wochen nicht an den Abschied denken, der plötzlich immer näher rückt.

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Warme Strahlen nach Deutschland!

Lea