Freitag, 27. April 2012

Endspurt!


Children’s Parliament, Website, Lebensgeschichten, Proposal, Artikel- über unsere letzten Aktivitäten bei PRAJNA Während unserer letzten Wochen bei PRAJNA haben wir uns nochmal ins Zeug gelegt- vieles hatten wir noch vor. Aktivitäten über Aktivitäten, bevor wir aufbrachen zu unserer Reise durch den Süden Indiens. Hektik und vorerst ein stressiger Abschied, wie hätte es bei PRAJNA auch anders sein können… Doch erfüllt hat es uns! Ein Kinderparlament Ein Kinderparlament im Children’s Home? Etwa so wie die Child Right Clubs, die PRAJNA bereits an einigen Schulen etabliert hat? Eine Gruppe von Repräsentanten, welche die Anliegen der Kinder vertreten? Ähnlich wie Schülervertretungen in Deutschland? Ein Versuch ist es wert dachten wir uns und setzten uns an einem Nachmittag mit Jayashree, der Leiterin des Children’s Homes zusammen. Wir möchten, dass die Mädchen mitentscheiden können, sich eigene Meinungen bilden können, Probleme selbstständig lösen. Wie ist das umsetzbar? Jayashree packt Stift und Papier aus, denkt eifrig mit, beeindruckt sind wir von ihrem großen Interesse. Schreibt die Namen der Kinder auf, wir unterteilen sie in drei Altersgruppen. In den Altersgruppen sollen sich die Kinder regelmäßig treffen, Probleme und Vorschläge besprechen und Lösungen finden. Jede Altersgruppe hat zwei Vertreter (group speaker) diese treffen sich mit Repräsentanten der anderen beiden Altersgruppen um Anliegen zu besprechen, welche die gesamte Gruppe betreffen. (speaking team). Außerdem gibt es zwei Vertreter, welche die Treffen der children’s group leiten, und alle Kinder vertreten (children’s speaker). Diese sind zudem Ansprechpartner für die Miss Hilda, die Direktorin, und für Jayashree. Gibt es Probleme oder Anliegen, welche Kinder anonym äußern möchten, können sie den Kummerkasten nutzen. Dieser wird von der children’s group geöffnet. Die Treffen finden alle zwei Wochen statt. An jedem zweiten Sonntag treffen sich erst die Altersgruppen, dann setzen sich deren Vertreter als children’s group zusammen. Damit Ergebnisse protokolliert werden können, haben wir Hefte für jede Gruppe verteilt. Nachdem wir ein Konzept für das children’s parliament gefunden haben, beschließen wir die Wahl der Repräsentanten auf den nächsten Sonntag zu legen und sind gespannt, wie unsere Idee ankommt. Als wir Sonntags im Children’s Home ankommen sind die Mädchen ganz aufgeregt. Jashery hatte ihnen bereits von dem Children’s Parliament erzählt und die Kinder haben überlegt, wer sich wohl zur Wahl stellen wird. Wahlzettel hatte Jahsry bereits vorbereitet, ihr Engagement hat uns fasziniert. Der Kummerkasten ist bereits prall gefüllt mit Zetteln, wir freuen uns, dass die Kinder unseren Vorschlag sofort annehmen. Auf einem Plakat haben wir die Struktur des Children’s Parliaments dargestellt und den Kindern erklärt. Eifrig zeichneten sie das Schaubild in ihre Hefte, die Großen erklärten es den jüngeren Kindern. Nachdem die einzelnen Vertreter gewählt wurden, wurde applaudiert, ihnen wurden Blumen ins Haar gebunden. Sie strahlten über ihre stolzen Gesichter. Im Anschluss, gleich das erste Treffen- und es funktionierte! Die Kinder saßen im Kreis und diskutierten: Was können wir dagegen tun, dass manche Mädchen viel zu spät zum Essen kommen? Dass manche Kinder morgens nicht zur Schule gehen möchten? Dass Dinge im Children’s Home auf mysteriöse Art und Weise verschwinden? Dass sich die Mädchen regelmäßig um die Dusche streiten und die älteren Kinder keine Ruhe finden um zu lernen? Wir freuen uns, dass das Children’s Parliemant so gut bei den Kindern ankommt und Jayashree uns dabei unterstützt!
Officearbeit Eine Menge Büroarbeit, sollte unsere letzte Zeit bei PRAJNA füllen. Wir teilten unsere Aufgaben auf: Während Octavia die Lebensgeschichten der Kinder in Kateel, einem weiteren Kinderheim PRAJNA’s, dokumentierte um Steckbriefe für Kinderpatenschaften zu erstellen, ebenso wie wir zuvor die Geschichten im Children’s Home niedergeschrieben hatten, arbeitete Lea an einer neuen Website für PRAJNA. Außerdem schrieb Octavia das Proposal für ein neues Children’s Home, Lea einen Artikel über das Jubiläum PRAJNA’s. Hier kurze Berichte über unsere Arbeit: Lea erzählt über ihre Arbeit an Website und Artikel: PRAJNA Counselling Centre online! Die alte Website des PRAJNA Counselling Centres war lange schon veraltet, in den letzten Jahren sind eine Menge neuer Projekte entstanden, alte Programme gibt es nicht mehr. Also ran, eine neue Website soll gestaltet werden! Mit der Hilfe eines Freundes, der mir die neue Seite programmierte, habe ich an der neuen Website für die NGO gearbeitet, für jedes der Projekte einen Text geschrieben und Fotos gemacht. Die Fülle an Projekten, welche das Counselling Centres anbietet, zu strukturieren und zu bündeln war nicht leicht, das Engagement PRAJNA’s ist unerschöpflich. Das wurde mir beim Schreiben der Texte noch einmal bewusst. Es kostete einige Tage am Computer, Zeit am Schreibtisch, während es draußen immer heißer wurde, und ein paar lange Nächte vor dem Bildschirm. Doch letzten Endes wurde die Seite fertig, kurz bevor wir losreisten, auf den letzten Drücker. In Indien dauert eben doch oft alles etwas länger als man denkt. Das Erstellen der Website war ein schönen Abschluss der Zeit bei PRAJNA- noch einmal konnte ich mich mit jedem der Projekte befassen, auch mit jenen die nicht zu unseren Arbeitsfeldern gehörten… Die Seite finden man unter folgendem Link: www.prajnacounsel.in PRAJNA wird 25 Jahre alt! PRAJNA hat Geburtstag! Nach langem Überlegen darum wie der große Tag zelebriert werden soll- als ein bescheidenes Fest im kleinen Rahmen oder einer unvergesslichen Feier für alle Frauen und Kinder aus dem Short Stay Home und den Kinderheimen, Social-Workern, Officemitarbeiter, Sponsoren und und und- wurde sich letztendlich für ein gebührendes Fest mit 2000 Besuchern entschieden. Um das Fest anzukündigen und die Arbeit, die PRAJNA über all die Jahre leistete publik zu machen schrieb ich einen Artikel für „Belle Vision“, eine Nachrichtenplattform aus Dubai. Der Link zum Artikel hier: Octavia berichtet über die Dokumentation der Lebensgeschichten und ihre Arbeit an dem neuen Proposal: Oxymoron: Schreckliche Geschichten erzählt in wunderschöner Kulisse Während wir im Dezember gemeinsam die Geschichten und Hintergründe unserer Mädchen aufgeschrieben hatten, fuhr ich im Januar und Februar in ein kleines Dorf, welches ungefähr eine Stunde von Mangalore entfernt ist, um die Lebensgeschichten der Kinder in einem weiteren PRAJNA-Hostels aufzuschreiben. Die Kinder dort leben auf dem Land, zwischen Mangos-Bäumen, Bananen-Stauden und Papayas. Sie alle sind Halb-Waisen, somit handelten auch ihre Geschichten viel von Tod und Verlassen-Werden. Das Hostel dort wird von einer Nonne geleitet, die „ihre“ Kinder über alles liebt. Die 23 Kinder dort machen einen glücklichen Eindruck einfach weil sie ein Zuhause dort gefunden haben, das sich wirklich wie ein Zuhause anfühlt.
Proposal für ein neues Kinderheim Eine weitere Arbeit bestand in den Schreiben eines „Proposals“, um den Bau eines neuen Hostels zu beantragen, damit unsere Mädchen in Mangalore ein Zuhause bekommen, das angemessen groß für 45 Mädchen ist und ihnen Raum gibt sich zu entfalten. Plan ist es, ein Grundstück zu kaufen, auf dem 4 Häuser gebaut werden sollen- eines für jede Altersgruppe, sodass die Mädchen sich ihren Lebensaufgaben gemeinsam mit Mädchen stellen können, die in derselben Situation sind. Auf diese Weise bekommen die Mädchen so etwas wie Privatsphäre. Nun können wir nur hoffen, dass das Geld für dieses große Projekt genehmigt wird damit unsere Mädchen nicht mehr lange in ihrem winzigen Haus zu 50 hausen müssen. Nicely senden wir euch bald ein paar Impressionen unserer fabulösen Südindien-Reise. Auf die ihr euch freuen könnt! Just you wait! Greetings and all the best to you and your families! (Indian Style!) Octavia und Lea

Samstag, 25. Februar 2012

Eine Woche Full-house oder „Memberszeit“ in Mangalore

Interproject-Visit bei PRAJNA. Ein Besuch der besonderen Art, kamen uns doch die KRWCDS, sowie die Vikasana Freiwilligen zur gleichen Zeit besuchen. „6 Members“ (wie der Inder zu sagen pflegt) waren vereint und die ersten 3 Tage dieser Woche kam noch ein Member hinzu- Malathi unsere „Mentor of Mentors“, die uns im September hier in Indien in Empfang nahm und für uns alle Ansprechpartner und Bezugsperson ist.

Johanna & Anna, sowie Elena& Naomi trudelten also am Montag bei uns ein und die ersten Tage sollten erst einmal viele rückblickende Gespräche mit Malathi folgen, um bei den nächst-jährigen Freiwilligen ein paar „Challenges“ vielleicht ein wenig besser angehen zu können.

Die 3 Tage Workshop endeten mit dem Abschied von Malathi- der erste Abschied, den wir in Indien wirklich nehmen mussten und so flossen unsere Tränen nur so dahin.

Dear Malathi!

Thank you so much for the wonderful three days you spent with us here at Mangalore. We entirely enjoyed your company and miss you already. Thank you for your interest in us and for your care. We really appreciate it! Thank you for being the person you are, for your wonderful laughter J

“…but I do do feel that I do do will miss you much…miss you much!”

Thank you for the experience you shared with us and for helping us growing within ourselves!

Love, Lea&Octavia

Kudroli tempel (79)

DSC04197 Verabschhieden von malathi (1)

 

Kulturstadt Mangalore

Der Distrikt „Dakshina Kannada“, ist außerhalb seiner Grenzen für eines ganz besonders bekannt, die Kunst des Yakshagana.

Und so durften natürlich weder wir beiden PRAJNA-Freiwilligen noch unsere 4 Besucher sich dieses Stück Kultur Mangalores entgehen lassen.

„Yakshagana“ ist eine Form der Kunst, die annähernd mit der europäischen Oper vergleichbar ist, aber eben doch ganz anders. Es ist eine Mischung aus Tanz, Gesang, Schauspiel und beeindruckenden Kostümen. Die Yakshagana-Truppen gehören meist einem Tempel an, da den Menschen Götter-Epen näher gebracht werden sollen.

Es ist eine uralte Form der indischen Kultur, die zum ersten Mal im Jahr 1105 erwähnt wurde. Ein Schauspiel des Yakshagana dauert traditionell eine ganze Nacht- von 21 Uhr bis morgens um 6. In diesen 9 Stunden wird ein Epos, mit all seinen Nebenerzählsträngen und Hauptgeschehnissen erzählt. Die Gruppen bestehen traditionell nur aus Männern, die allerdings auch weibliche Rollen spielen, da es in früheren Zeiten für Frauen zu gefährlich gewesen wäre, durchs Land zu reisen und in der Nacht zu spielen.

Es wird neben dem Tempel eine vergleichsweise kleine Bühne aufgebaut, und der Tempelhof wird mit Lichterketten und bunten Zelten geschmückt.

Wir machen uns also mit unseren 4 Besuchern, 2 unserer Köchinnen und bewaffnet mit 2 Schlafmatten und unendlich viel Obst& Keksen auf zum Tempel, wo wir zuerst an einem Pooja- dem Tempelgebet- teilnehmen und uns dann einen Platz in der Menge suchen. Dank unserer Schlafmatten (und vielleicht auch ein bisschen ob unserer Hautfarbe) werden wir unmittelbar neben der Bühne platziert, sodass wir diesen Mix aus Musik, Tanz und Schauspiel aus nächster Nähe beobachten können.

Auch wenn wir nichts von dem verstehen was die Yakshaganas sprechen, so sind wir doch völlig fasziniert von Schminke, Mimik und Gestik und der unerschöpflichen Energie der Künstler. Hinter der Bühne befindet sich das Umkleidezelt, wo scheinbar ganz normale Inder sitzen, die dank Kostüm und Schminke uns in diese ganz andere Welt entführen.

Es ist wohl schwierig sich das Spektakel vorzustellen, wenn man nicht dabei war und so lassen wir am einfachsten Bilder und Videos sprechen:

yakshagana (2) Yagshagana (59)   Yagshagana (84)

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Neben dieser Nacht voller Kultur steht für unsere Landkinder in der großen Stadt eines natürlich ebenfalls weit oben auf der Prioritätenliste: Shoppen. Und so werden Stoffe, Borten und Oberteile im Überfluss gekauft. Zwischendrin stärken wir uns mit herrlichen Eis bei unserem geliebten „ideal icecream“ und weiter geht die Shopping Tour.

Ein Erlebnis, das vor allem 2 unserer Besucher für immer mit Mangalore verbindet wird, ist ihr nigelnagelneuer Nasenpiercing, den zu stechen sie sich –nach Lea und meinen positiven Beispielen-hier bei uns nun doch gewagt haben.

Bilderlies

 

Natürlich lernen unsere Besucher auch PRAJNA als Projekt kennen und so besuchen wir unser Children’s Home in dem Lea und ich unsere Sonntage verbringen, sowie das Shortstay-Home und ein weiteres Kinder-Hostel PRAJNA’s etwas außerhalb von Mangalore.

Unsere Kinder genießen es merklich, noch weitere Akkas um sich zu haben und sind über die Abreise dieser funkelnden Geschöpfe doch wirklich traurig.

Childrens home (21) Preethi Sadana Kateel (31) Preethi Sadana Kateel (42)

Ein besonderes Erlebnis für uns alle ist auch eine Feier im Haus unserer Mentorin Jacintha. Am Sonntagmorgen werden wir mit Hilfe der bridge-school Lehrerinnen allesamt in Sarees gekleidet um dann mit dem Bus ins 1 ½ Stunden entfernte Kinnigoli zu fahren wo Jacintha lebt. Als wir den Bus betreten sind alle Blicke auf uns gerichtet. 6 weiße Mädchen in Sarees- das sieht man als Inder nicht alle Tage.

Der Anlass der Feier bei Jacintha ist der Geburtstag Don Boscos, dem Heiligen ihrer Kirche. Reden werden gehalten und Tänze präsentiert und so singen wir Freiwilligen auch noch einmal „Froh zu sein bedarf es wenig“ um ein bisschen zum Programm beizutragen.

Es ist ein schönes Gefühl, nach dem Ende der Feier noch im Haus sein zu können, als wären wir Teil der Familie ziehen wir uns um und sitzen noch gemütlich mit den Nachbarn beisammen.

Jacintha empfängt einen Fernsehsender namens „deutsche Welle Asia+“ und so sitzen wir im Dschungel Indiens und schauen deutsche Nachrichten. Es ist lustig, aber doch irgendwie auch verwirrend. Da steht Guido Westerwelle und spricht von deutscher Politik- automatisch fühlt man sich ins eigene Wohnzimmer zurück versetzt und doch sind wir hier- in Indien.

Die Nachrichten, sowie bei einer so schön normalen Familie zu Besuch zu sein erinnern irgendwie sehr an Zuhause und bei dem ein oder anderen von uns 6 Members erzeugt das doch ein bisschen „feeling“, wie der Inder zu sagen pflegt.

Function bei jacintha (63) Function bei jacintha (83)

Am Montag reisen die, uns in dieser Woche noch näher ans Herz gerückten Members wieder ab und vor allem der Abschied von Elena und Naomi, den KRWCDS-Freiwilligen fällt schwer, wissen wir doch, dass wir sie erst in good old Germany wiedersehen werden, in Jeans und T-Shirt anstatt in einem in allen Farben glitzernden indischen Salwar.

Es war eine wunderschöne Woche für uns, mit den vieren aus den zwei Projekten. Herrliche Gespräche, wundervolle Freundschaft und ein Gefühl der Nähe.

Die letzten Wochen unserer Zeit bei PRAJNA laufen und so senden wir euch –vielleicht zum mit-letzten-Mal- Grüße aus dem immer heißer und schwüler werdenden Mangalore.

Octavia bzw. Ociakka

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Freitag, 17. Februar 2012

Farben, Strahlen, Glück!

Kaum kamen wir aus Tarikere zurück wartete auf uns buntes, lebendiges, kulturelles Treiben aus ganz Indien, vereint hier in unserem Mangalore!

Das National-Youth-Festival hatte begonnen, einmal im Jahr wird das kulturelle Fest organisiert, die indische Großstadt wechselt jährlich. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kommen aus allen Bundesstaaten und werden zuvor durch Auswahlverfahren ausgewählt. Wir sahen eindrucksvolle Tänze buntkostümierter Inderinnen, lauschten imposanten Sängern mit kräftigen Stimmen, erlebten Musik in ungewohnt neuartigen Tonarten und bestaunten Yagshagana-Tänzer in einer gewaltigen Halle!

Während einer Competition lernten wir die unfassbare Vielfalt von Sitar, einem indischen Saiteninstrument, kennen und wurden von den Organisatoren des Festes eifrig begrüßt. Von weit, weit her kommen wir, alleine das soll wohl genügt haben uns als Ehrengäste zu begrüßen und uns Plätze in der erste Reihe zuzuweisen. Wir bekamen Blumen geschenkt und sollten eine Begrüßungsrede halten. Einige Tage später zeigten uns die Kinder aufgeregt ein Foto von uns in der indischen Zeitung. Wir, ab gebildet zwischen den geschwungenen Buchstaben der lokalen Sprache Kannada. Interviewt wurden wir an den folgenden Tagen noch einige weitere Male. Als wir den Reportern erzählten, dass wir für einige Monate in der Stadt hier leben, und nicht bloß wegen des Festivals aus dem fernen Deutschland angereist seien, waren sie sichtlich enttäuscht.

Auch das Wasserbüffelrennen sahen wir uns an, eine Tradition hier in Mangalore. Wir konnten in dem Wettkampf mehr Brutalität als Belustigung wieder finden und hoffen, dass die eifrige Reporterin in ihrem Artikel auch darüber ein paar Zeilen verlor, wenngleich sie über unsere Worte bloß geschmunzelt hatte.

Am Tage nach der Sitar-Competition folgte ein Contest indischer Gitarrenspieler. Erstaunt und begeistert waren wir welch ferne Klänge die Gitarrenspieler mit dem uns doch so sehr bekannten Instrument erzielen konnten!

Über den Türen der Halle fiel mir ein in Holz geschnitztes Zitat von Goethe ins Auge:

„Science and art belong to the whole world and the barriers of nationality vanish before them.”

Die Worte beschreiben unsere Gedanken während des Festivals sehr treffend.

Ungewohnt und doch vertraut war uns das Hindi-Rockkonzert, das wir am Abend besuchen durften! Das Stadium, über und über behängt mit Diwali-Lampen, war überfüllt mit Jugendlichen aus ganz Indien, die zu lauter Rockmusik auf den Stühlen tanzten und indische Liedtexte auf Hindi grölten! Die Musik war gar nicht schlecht- Nach gefühlten Ewigkeiten wieder einmal ein richtiges Konzert, und das hier! In Mangalore!

Neben dem Stadium, ein Markt mit Schätzen aus ganz Indien und drum herum Essensstände mit Köstlichkeiten aus jedem Bundesstaat - Die Tage während des Festivals haben wir absolut genossen!

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Und der Berg an geplanten Beschäftigungen, die auf uns warteten, mussten erst einmal ruhen- Es kommt hier eben doch immer anders als man es sich zuvor ausgemalt hat. So auch die Tage darauf:

Children’s Festival

Bei den Kindern im Children’s Home übernachtet hatten wir, uns einiges an Bastelarbeiten vorgenommen für den nächsten Tag. Doch hatte Hilda am folgenden Morgen den spontanen Einfall einen Ausflug zu organisieren! Alle Kinder sollten mit! Ob mit oder ohne Schuhe!

Dass manche der Kinder aus dem Transit Home keine Schuhe besitzen, daran hatte Hilda nicht gedacht. Sie stellte dies lachend fest und lud die Kleinen liebevoll allesamt in eine Rikscha.

Mit dem Bus und ein gutes Stück zu Fuß zu “ Pilikula“ sollte es gehen, denn wer hätte es wissen können, nachdem das Youth Festival hier in der Stadt geendet hatte folgte ein Fest für Kinder. Ein kulturelles Programm sollte es geben, auf einer Bühne in der Natur unter Palmen! Aufgeregt knabberten die Kinder an den Keksen, die wir verteilt hatten und warteten darauf, was sie nun erwarten mochte. Eine kleine Parade zog vorbei, die Kinder staunten.

Es wurde dunkel und wir brachen auf, die Tänze mussten wir uns entgehen lassen, es wurde langsam spät, die älteren Mädchen waren ein wenig enttäuscht. Wenigstens hatten sie eine ihrer“ favorite heros“, eine indische Schauspielerin, am heutigen Tage sehen können, die in der Jury saß.

Auch am nächsten Tag bekamen die Kinder noch einmal die Chance etwas von dem Fest mitzubekommen. Es gab Angebote zu Basteleien, an denen die Kinder teilnahmen. Später sahen wir uns eine Gartenausstellung mit ihnen an. Während uns die Ausstellung an einen gewöhnlichen Blumenladen in Deutschland erinnerte, waren die Kinder überwältigt und von jeder Blüte aufs Neue entzückt. Zeigten uns ihre Lieblingsblumen in den schönsten Farben und wollten vor jede der Pflanze fotografiert werden. Es war so schön zu sehen wie glücklich der Ausflug die Kinder machte, wie sie sich an all den Kleinigkeiten wieder und wieder aufs Neue freuten und sich von ihnen beeindrucken ließen. Anschließend ging es in den Zoo, die Kinderaugen strahlten bei dem Anblick der Tiere. „Aka, see! Aka, see!“ Jedes der Tiere musste uns gezeigt werden, alle vergewisserten sie sich, dass wir auch Beide die heiligen Tiger nicht übersahen, die Löwen bestaunten und jeden Fisch erblickten.

Nach einem anstrengenden Tag liefen wir den Weg zurück, erfüllt von Müdigkeit und innerem Strahlen und einem glücklichen Mädchen an jeder Hand. Interessiert fragten sie danach, welche Pflanzen es in Deutschland gäbe und welche Tiere. Ja welche Feiertage wir denn eigentlich feiern würden und warum es in Deutschland an Gandhis Geburtstag kein Schulfrei gibt. Sieht die untergehende Sonne in Deutschland genauso aus wie hier? Und der Mond?

Der Mond schläft nicht auf dem Rücken erzähle ich Ranjitha und wir formten mit unseren Händen den indischen Halbmond.

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Happiness!

Insgesamt sind wir hier in der letzten Zeit tumba santosha! (sehr, sehr glücklich), genießen unsere Stunden mit den Kindern und die Geselligkeit der indischen Köchinnen die nun auch bei uns wohnen, seit die Kinder neben an in den Computerraum gezogen sind. Auch wenn sie kaum Englisch sprechen und Chachikala uns mit Händen und Füßen gute Nacht wünscht, wenn sie am Abend an der Zimmertür klopft, spüren wir doch gegenseitiges Verständnis. Mit Mimik und Gestik erzählt sie uns, was sie gerade beschäftigt und versucht uns ihren familiären Hintergrundzu erklären. Savithar zeigt uns freudig ihre gesammelten Fotos und die Abbildungen ihres liebsten Filmstars, setzt sich zu uns beim Abendessen und lacht mit uns.

Ein bisschen sind sie wie Freunde, ein bisschen wie eine Familie. Seit Januar sind wir hier richtig angekommen, haben begonnen hier mit allen Sinnen und ganzem Herzen zu leben und wollten die letzten Wochen nicht an den Abschied denken, der plötzlich immer näher rückt.

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Warme Strahlen nach Deutschland!

Lea

Mittwoch, 18. Januar 2012

5 Tage Eintauchen in eine andere Welt

2 Mädchen, morgens um halb sieben, in einem klappernden Bus, der sich durch die zwischen Mangalore und Chikmagalur liegenden Ghats bewegt. Ein Schlagloch nach dem anderen lassen wir hinter uns, am Rande der Straße tummeln sich kleine Äffchen die auf den Abfall der Reisenden warten. Mitten in den Bergen stoppt der Bus, ein kleiner Tempel befindet sich hier und durch den Bus spaziert ein Swami, der Tempelpunkte für die Reisenden verteilt.

Nach 7 Stunden im Bus erreichen wir Tarikere. Eine kleine Stadt, die so ganz anders aussieht als Mangalore. Auf der Hautstraße bewegen sich Ochsenkarren, Wildschweine stöbern nach Müll und Kühe überqueren gemütlich die Straße. Eine richtige indische Kleinstadt eben J

Das Hostel der NGO VIKASANA in dem Anna & Johanna mit 43 Kindern leben, befindet sich 12 km außerhalb Tarikeres, völlig freistehend. Im Garten werden eigene Papaya-,Mango-,und Chikkubäume angepflanzt und die Kinder haben endlos viel Platz zum Spielen.

Es ist so herrlich ruhig dort auf dem Land, die Luft ist frisch und wir genießen es, Urlaub von der Großstadt zu haben.

Der Kopf will vergleichen

Im Hostel teilen sich jeweils ca. 6 Kinder ein Zimmer, auch die Bäder werden nur von einer begrenzten Zahl Kinder benutzt. Es gibt einzelne Räume zum Lernen, zum Spielen und zum Essen. Hinter dem Hostel befindet sich eine große Küche und unter dem nebenstehenden Baum grasen Kühe.

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paradiesisches Hostel-Leben                       auf dem Dach, mit Bergpanorama :-)

Für uns ist es im ersten Moment unbegreiflich das alles zu sehen. Verglichen mit dem was unsere Kinder haben, ist hier das Paradies auf Erden. In Mangalore teilen sich 50 Menschen 4 Räume, in denen gelebt, gelernt, gegessen und geschlafen wird. An Betten ist nicht zu denken, auch weil Hilda, unsere Direktorin, meint, mit je mehr die Kinder aufwachsen, umso schwerer wird es ihnen fallen, später mit wenig auszukommen.

Aber die Kinder hier in Chatanahalli wirken freier als die unseren. Kreativer und irgendwie gelöster. Sie haben Raum um sich zurück zu ziehen, Natur, Haustiere und ein Miteinander, dass wirkt als seien sie eine große Familie.

Die Wände sind voll mit Fotos von Ausflügen, sogenannten „Exposure-visits“ nach Mysor, Hampi oder Belur, bei denen die Kinder die Möglichkeit erhalten mehr über die Kultur ihres Landes zu lernen.

Für uns ist immer der Vergleich mit unseren Mädchen in unserem Kopf und wir fragen uns, woran es liegt, dass die Kinder hier so viel besser leben, als es im Children’s Home in Mangalore der Fall ist.

Es mag daran liegen, dass Prajna unendlich viele Projekte unterhält, so vielschichtig ist, dass die einzelnen Projekte manchmal ein bisschen leiden. Natürlich geht es den Menschen besser, als wenn sie auf der Straße leben müssten, aber zu sehen, was in anderen Projekten möglich ist, lässt uns doch ein wenig grübeln.

Familienbesuche

Besonders schön ist es für uns, von Shruti, Anna & Johannas Mentorin, zu ihr nach Hause eingeladen zu werden. Ein winziges Dorf, abgelegen von allem. Hier werden wir von Shruits Mutter herrlich bekocht, dürfen ein traditionelles indisches Haus ansehen uns die ländliche Atmosphäre in uns aufnehmen. Gestärkt mit köstlichem Sweet-Bread, Roti und Pallia machen wir uns auf in ein weiteres kleines Dorf, gemeinsam mit einem der Mädchen aus dem Hostel.

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Shruti’s Mutter macht Sweet-Bread & ein indisches Wohnzimmer

Es ist der Ort aus dem die 11-jährige Bhavana* stammt. Ein Lehmhäuschen reiht sich ans andere. Das Mädchen lebt seit 4 Monaten im Hostel und hatte seit dem keinen Kontakt zu ihrer Familie. Sie wuchs bei ihrer Großmutter auf, da beide Eltern gestorben sind, als sie 5 war. Tante und Onkel, sowie deren 2 Töchter wohnen ebenfalls in dem 2-Zimmer Haus.

Ein Wiedersehen nach 4 Monaten…Wie wohl ein Wiedersehen mit euch allen nach 4 Monaten wäre…Herzliche Umarmungen und unendliche Freude!

Hier, in dem kleinen Hüttchen irgendwo in Indien kommt ein Mädchen nach 4 Monaten nach Hause und niemand reagiert. Die Großmutter und die Cousinen sagen ihr nicht Hallo, fragen mit keinem Wort, wie es ihr ergangen ist. Bhavana sitzt völlig verschüchtert in einer Ecke, ihre Körperhaltung zeigt, wie unwohl sie sich fühlt.

Die Cousinen gehen nicht in die Schule, sie arbeiten für 60 Rupien am Tag (etwas weniger als 1€) in einer nahe gelegenen Ziegelfabrik. Die Großmutter brauchte das Geld um die kleine Hütte zu errichten. Jetzt sind die Mädchen schon so ans Arbeiten gewöhnt, dass sie selbst nicht zur Schule gehen wollen. Ihre Chance auf Bildung…verspielt. Sie sind über 14 und damit herrscht für sie keine Schulpflicht mehr.

Das Leben wirkt so ärmlich hier, trotzdem steht im Eingangs/ Schlaf und Esszimmer ein Fernseher. Anstelle dessen, die Enkeltöchter in die Schule zu schicken, kaufte die Großmutter diesen, um sich tagsüber beschäftigen zu können. Für uns völlig unverständlich, für die Menschen hier völlig nachvollziehbar.

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Frau vor Fernseher                                             “Familien”Foto

Wir alle sind froh der Atmosphäre des Hauses wieder entfliehen zu können. Für Bhavana erfolgt kein Abschied von ihrer Familie. Ein Nicken höchstens.

Manchmal ist die indische Kultur, von der wir in den vergangen Monaten so viel kennen lernen durften uns nah und nachvollziehbar. In dem Lehmhäuschen auf dem Land verschließt sie sich gänzlich vor uns, ist für uns unverständlich und erschreckend.

Schulbesuch & Hosteltag

Am Sonntag dürfen wir dann richtig Hostel-Atmosphäre schnuppern und verbringen den ganzen Tag mit den Kindern, pflücken Chikkus, gestalten eine Drawing-Class und tauchen ein in den Alltag der Mädchen.

Am darauf folgenden Tag begleiten wir die die Grundschüler (das bedeutet in Indien die erste bis siebte Klasse) in ihre Schule. Beim Morgenappell stehen die Kinder in geordneten Reihen, singen die Hymne Karnatakas und Indiens, schwören ihrem Land die Treue.

Wir dürfen die Methode des sogenannte „activity-based-learning“ kennenlernen. Ein Lernsystem für die 1.-3. Klasse. Die Methode erinnert an Montessori, die Kinder lernen selbstständig, der Lehrer ist da um Fragen zu beantworten, hält sich ansonsten aber weit gehend zurück. Erarbeitetes hängt an den Wänden, alles wirkt sehr kreativ. Jedes Kind hat eine Tafel an der Wand, die Aufgaben sind in Fächern geordnet und die Kinder erarbeiten sie, jedes in seinem Tempo. Ein sehr innovatives Lernsystem, das uns begeistert.

Nach diesen 3 Jahren Unterricht ändert sich das Lernsystem für die Kinder schlagartig auf Frontal-Unterricht.

Damit ihr euch einen Eindruck von dem Appell machen könnt, hier ein kleines Video:
http://www.youtube.com/watch?v=9h10pKGL4y0&feature=youtu.be


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“Activity-based learning”                       "Dorfschulen/ Dorfleben”

Nach dem Schulbesuch spazieren wir zurück ins Hostel, genießen unsere „Viersamkeit“ und die Ruhe im Hostel, bevor die 43 Kinder wieder aus der Schule kommen und laute „hiiii Kanakaaaa!“ Rufe zu hören sind.

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Für uns war es unendlich interessant Vikasana zu besuchen, haben wir jetzt doch gesehen, wie ein Hostel funktionieren kann. All das Gesehene können wir nun hier diskutieren und einiges davon vielleicht auch in unserem Children’s Home anbringen.

Wir haben die Tage in dieser ganz anderen Welt sehr genossen! Das Eintauchen in das Projekt, 40 neue wundervolle Kinder, aufgeschlossene Mentorinnen, Landluft und Natur!

as Indians say: Love and best wishes to all of you!

Octavia

Dear Shruti, Mamatha, Anni &Jo!                                                      
Thank you so much for the wonderful days we were allowed to spend with you! Thank you Shruti for introducing us to your family and thank you for letting us become a part of the “Vikasana-family” for 5 days. We enjoyed it so much!

Eindrücke unseres interproject-visits:

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Annas 22. Geburtstag “Hoch soll sie leben!”


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Abenddämmerung auf dem Hostel-Dach

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eine stehengebliebene Rikscha mit 8 Insassen :-)

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