Freitag, 17. Februar 2012

Farben, Strahlen, Glück!

Kaum kamen wir aus Tarikere zurück wartete auf uns buntes, lebendiges, kulturelles Treiben aus ganz Indien, vereint hier in unserem Mangalore!

Das National-Youth-Festival hatte begonnen, einmal im Jahr wird das kulturelle Fest organisiert, die indische Großstadt wechselt jährlich. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kommen aus allen Bundesstaaten und werden zuvor durch Auswahlverfahren ausgewählt. Wir sahen eindrucksvolle Tänze buntkostümierter Inderinnen, lauschten imposanten Sängern mit kräftigen Stimmen, erlebten Musik in ungewohnt neuartigen Tonarten und bestaunten Yagshagana-Tänzer in einer gewaltigen Halle!

Während einer Competition lernten wir die unfassbare Vielfalt von Sitar, einem indischen Saiteninstrument, kennen und wurden von den Organisatoren des Festes eifrig begrüßt. Von weit, weit her kommen wir, alleine das soll wohl genügt haben uns als Ehrengäste zu begrüßen und uns Plätze in der erste Reihe zuzuweisen. Wir bekamen Blumen geschenkt und sollten eine Begrüßungsrede halten. Einige Tage später zeigten uns die Kinder aufgeregt ein Foto von uns in der indischen Zeitung. Wir, ab gebildet zwischen den geschwungenen Buchstaben der lokalen Sprache Kannada. Interviewt wurden wir an den folgenden Tagen noch einige weitere Male. Als wir den Reportern erzählten, dass wir für einige Monate in der Stadt hier leben, und nicht bloß wegen des Festivals aus dem fernen Deutschland angereist seien, waren sie sichtlich enttäuscht.

Auch das Wasserbüffelrennen sahen wir uns an, eine Tradition hier in Mangalore. Wir konnten in dem Wettkampf mehr Brutalität als Belustigung wieder finden und hoffen, dass die eifrige Reporterin in ihrem Artikel auch darüber ein paar Zeilen verlor, wenngleich sie über unsere Worte bloß geschmunzelt hatte.

Am Tage nach der Sitar-Competition folgte ein Contest indischer Gitarrenspieler. Erstaunt und begeistert waren wir welch ferne Klänge die Gitarrenspieler mit dem uns doch so sehr bekannten Instrument erzielen konnten!

Über den Türen der Halle fiel mir ein in Holz geschnitztes Zitat von Goethe ins Auge:

„Science and art belong to the whole world and the barriers of nationality vanish before them.”

Die Worte beschreiben unsere Gedanken während des Festivals sehr treffend.

Ungewohnt und doch vertraut war uns das Hindi-Rockkonzert, das wir am Abend besuchen durften! Das Stadium, über und über behängt mit Diwali-Lampen, war überfüllt mit Jugendlichen aus ganz Indien, die zu lauter Rockmusik auf den Stühlen tanzten und indische Liedtexte auf Hindi grölten! Die Musik war gar nicht schlecht- Nach gefühlten Ewigkeiten wieder einmal ein richtiges Konzert, und das hier! In Mangalore!

Neben dem Stadium, ein Markt mit Schätzen aus ganz Indien und drum herum Essensstände mit Köstlichkeiten aus jedem Bundesstaat - Die Tage während des Festivals haben wir absolut genossen!

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Und der Berg an geplanten Beschäftigungen, die auf uns warteten, mussten erst einmal ruhen- Es kommt hier eben doch immer anders als man es sich zuvor ausgemalt hat. So auch die Tage darauf:

Children’s Festival

Bei den Kindern im Children’s Home übernachtet hatten wir, uns einiges an Bastelarbeiten vorgenommen für den nächsten Tag. Doch hatte Hilda am folgenden Morgen den spontanen Einfall einen Ausflug zu organisieren! Alle Kinder sollten mit! Ob mit oder ohne Schuhe!

Dass manche der Kinder aus dem Transit Home keine Schuhe besitzen, daran hatte Hilda nicht gedacht. Sie stellte dies lachend fest und lud die Kleinen liebevoll allesamt in eine Rikscha.

Mit dem Bus und ein gutes Stück zu Fuß zu “ Pilikula“ sollte es gehen, denn wer hätte es wissen können, nachdem das Youth Festival hier in der Stadt geendet hatte folgte ein Fest für Kinder. Ein kulturelles Programm sollte es geben, auf einer Bühne in der Natur unter Palmen! Aufgeregt knabberten die Kinder an den Keksen, die wir verteilt hatten und warteten darauf, was sie nun erwarten mochte. Eine kleine Parade zog vorbei, die Kinder staunten.

Es wurde dunkel und wir brachen auf, die Tänze mussten wir uns entgehen lassen, es wurde langsam spät, die älteren Mädchen waren ein wenig enttäuscht. Wenigstens hatten sie eine ihrer“ favorite heros“, eine indische Schauspielerin, am heutigen Tage sehen können, die in der Jury saß.

Auch am nächsten Tag bekamen die Kinder noch einmal die Chance etwas von dem Fest mitzubekommen. Es gab Angebote zu Basteleien, an denen die Kinder teilnahmen. Später sahen wir uns eine Gartenausstellung mit ihnen an. Während uns die Ausstellung an einen gewöhnlichen Blumenladen in Deutschland erinnerte, waren die Kinder überwältigt und von jeder Blüte aufs Neue entzückt. Zeigten uns ihre Lieblingsblumen in den schönsten Farben und wollten vor jede der Pflanze fotografiert werden. Es war so schön zu sehen wie glücklich der Ausflug die Kinder machte, wie sie sich an all den Kleinigkeiten wieder und wieder aufs Neue freuten und sich von ihnen beeindrucken ließen. Anschließend ging es in den Zoo, die Kinderaugen strahlten bei dem Anblick der Tiere. „Aka, see! Aka, see!“ Jedes der Tiere musste uns gezeigt werden, alle vergewisserten sie sich, dass wir auch Beide die heiligen Tiger nicht übersahen, die Löwen bestaunten und jeden Fisch erblickten.

Nach einem anstrengenden Tag liefen wir den Weg zurück, erfüllt von Müdigkeit und innerem Strahlen und einem glücklichen Mädchen an jeder Hand. Interessiert fragten sie danach, welche Pflanzen es in Deutschland gäbe und welche Tiere. Ja welche Feiertage wir denn eigentlich feiern würden und warum es in Deutschland an Gandhis Geburtstag kein Schulfrei gibt. Sieht die untergehende Sonne in Deutschland genauso aus wie hier? Und der Mond?

Der Mond schläft nicht auf dem Rücken erzähle ich Ranjitha und wir formten mit unseren Händen den indischen Halbmond.

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Happiness!

Insgesamt sind wir hier in der letzten Zeit tumba santosha! (sehr, sehr glücklich), genießen unsere Stunden mit den Kindern und die Geselligkeit der indischen Köchinnen die nun auch bei uns wohnen, seit die Kinder neben an in den Computerraum gezogen sind. Auch wenn sie kaum Englisch sprechen und Chachikala uns mit Händen und Füßen gute Nacht wünscht, wenn sie am Abend an der Zimmertür klopft, spüren wir doch gegenseitiges Verständnis. Mit Mimik und Gestik erzählt sie uns, was sie gerade beschäftigt und versucht uns ihren familiären Hintergrundzu erklären. Savithar zeigt uns freudig ihre gesammelten Fotos und die Abbildungen ihres liebsten Filmstars, setzt sich zu uns beim Abendessen und lacht mit uns.

Ein bisschen sind sie wie Freunde, ein bisschen wie eine Familie. Seit Januar sind wir hier richtig angekommen, haben begonnen hier mit allen Sinnen und ganzem Herzen zu leben und wollten die letzten Wochen nicht an den Abschied denken, der plötzlich immer näher rückt.

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Warme Strahlen nach Deutschland!

Lea

1 Kommentar:

  1. Wow, das war ja ein Übermaß an Erlebnissen und Eindrücken,mit so viel Wärme erzählt. Ja, die Zeit rennt, kaum angekommen, steht der Abschied bevor. Ich denk an euch!

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